Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist er ein brutaler Dreifachmörder. Doch der 41-Jährige sieht sich selbst als Opfer und will freigesprochen werden.

Leipzig. Der mutmaßliche Dreifachmörder von Groitzsch soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt werden. Dem 41-jährigen Hobby-Jäger aus Oberbayern wird vorgeworfen, in der sächsischen Kleinstadt drei junge Schrott-Diebe auf seinem Grundstück erschossen zu haben. „Ein eklatanteres Missverhältnis zwischen dem Anlass der Tat und der Tat selber habe ich noch nie gesehen“, sagte Oberstaatsanwältin Claudia Laube am Dienstag in ihrem Plädoyer vor dem Landgericht Leipzig. Das Leben anderer Menschen sei für ihn kein zu achtender Wert.

Der Angeklagte hat zwar gestanden, die drei jungen Männer erschossen zu haben. Er machte aber Notwehr geltend. „Ich bereue aufrichtig. Ich möchte wieder ein Mitglied der Gesellschaft werden“, sagte der Buchhändler. Sein Anwalt beantragte im Falle einer Verurteilung eine hohe Freiheitsstrafe. „Heute weiß ich: Der Kauf des von Vandalen und Dieben heimgesuchten Grundstücks in Groitzsch war ein Fehler. Ebenso wie die Entscheidung, eine Waffe zu kaufen“, sagte der hagere Angeklagte unter Tränen.

Fest steht nach Aussage der Verteidigung: In seiner Heimat führte er ein normales bürgerliches Leben, managte eine christliche Buchhandlung und war beliebt. Zum tödlichen Verhängnis für die 19, 23 und 27 Jahre alten Opfer wurde das Hobby des Mannes. Er sammelte alte Fahrzeuge, um sie in einer Halle im sächsischen Groitzsch wieder aufzupäppeln. „Für ihn waren die Autos seine Schätze, ein Stück Lebenswerk“, sagte sein Anwalt Malte Heise.

Für andere war es Schrott, der sich gut verkaufen ließ. „Er empfand sich den Schrottdieben hilflos ausgeliefert“, sagte Heise. Die Oberstaatsanwältin sieht es so: „Der Angeklagte hat sein Recht in die eigene Hand genommen, hat seine Werte über das Leben von drei Menschen gestellt.“ Weil seine Anzeigen bei der Polizei nicht fruchteten, habe er schließlich mit seinem Revolver Jagd auf Menschen gemacht. Alle drei Opfer seien arg- und wehrlos gewesen. „Die Taten sind noch viel schrecklicher, als ich angenommen habe“, sagte Laube. Danach hatte sich der 41-Jährige selbst der Polizei gestellt.

„Ich habe keinerlei Hang zu Gewalttaten, mich ekelt es davor. Bitte entscheiden Sie in Milde und Weisheit“, bat der Todesschütze die Richter am Ende seines einstündigen Schlusswortes. Zunächst schilderte er jedoch mit medizinischen Fachbegriffen, dass möglicherweise Bakterien in sein Gehirn eingewandert seien - und diese einen „intellektuellen Abbau“ fördern. Er habe auch Gallen- und Leberprobleme und Eisenmangel im Blut. „Die Folgen sind bewusstseinsgetrübte Zustände.“ Er habe in Groitzsch keinen Ausweg mehr gesehen. „Ich war blind und hatte keinen Realitätsbezug mehr.“ Die Angehörigen der Toten bat er um Versöhnung. Das Urteil wird am kommenden Mittwoch verkündet.