Der Doppelmord von Groitzsch scheint aufgeklärt. Ein 40 Jahre alter Kaufmann aus Bayern sitzt in Untersuchungshaft – und schweigt.

Leipzig/Groitzsch/Kraiburg. Knapp eine Woche nach dem Doppelmord im westsächsischen Groitzsch hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Der 40 Jahre alte Mann aus Bayern schweigt jedoch zu den Vorwürfen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Leipzig mit. Gegen den Kaufmann wurde Haftbefehl wegen zweifachen Mordes erlassen. Der Mann ist der Besitzer des Grundstücks, auf dem am vergangenen Sonnabend ein 19 und ein 23 Jahre alter Mann erschossen worden waren. Die Hintergründe des heimtückischen Doppelmordes bleiben rätselhaft.

Wie der Leiter der Polizeidirektion Westsachsen, Jürgen Georgie, sagte, habe sich der Mann am Donnerstagabend bei der bayerischen Polizei in Kraiburg am Inn mit den Worten gemeldet:„Ich bin hier und warte auf Sie.“ Danach habe er sich widerstandslos neben seinem Auto festnehmen lassen . In dem Wagen wurde eine Waffe gefunden. Ob es sich um die Tatwaffe handelt, müsse noch untersucht werden. Zuvor hatte sich die Mutter des Mannes bei den Beamten gemeldet und angekündigt, dass ihr Sohn sich stellen wolle. Der 40-Jährige besitze einen Waffen- und einen Jagdschein. Die Fahnder stellten mehrere Gewehre und Pistolen sicher.

Der Kaufmann soll verschiedene Alt-Immobilien in Sachsen besitzen, vor allem in den Regionen Leipzig, Grimma und Döbeln. „Welche Gründe ihn bewogen haben, sich hier in Sachsen Immobilienbesitz zu verschaffen, wissen wir noch nicht“, sagte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz. Mit dem Grundstück in Groitzsch soll es seit 2007 immer wieder Ärger gegeben habe. Der Mann habe mehrere Anzeigen wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs erstattet, hieß es. Ob dies mit der Tat zu tun hat, ist offen. Es war gemutmaßt worden, dass die beiden Opfer sich zum Schrottsammeln auf dem verwilderten Grundstück rumgetrieben hätten.

Der 40-Jährige soll sich nur selten in Groitzsch aufgehalten haben. Zeugen berichteten jedoch, dass sie ihn am Sonnabend dort gesehen hätten. Daraufhin begann die tagelange, europaweite Suche nach dem strafrechtlich bislang unbescholtenen Kaufmann. Trotz des fehlenden Geständnisses sind die Ermittler sicher, den Richtigen verhaftet zu haben. Es gebe eine Vielzahl von Spuren und Indizien, sagte Oberstaatsanwalt Schulz.

Ob der 40-Jährige auch als Verdächtiger für einen weiteren Mord in Groitzsch 2009 infrage kommt, können die Ermittler noch nicht sagen. Damals war ein 27-Jähriger unweit vom jetzigen Tatort erschossen worden. „Wir prüfen, ob es Zusammenhänge gibt“, sagte Schulz.