Ex-Geliebte sagte erstmals öffentlich im Kachelmann-Prozess aus

Mannheim. Zum ersten Mal hat im Vergewaltigungsprozess gegen Wetter-Moderator Jörg Kachelmann, 52, eine Ex-Geliebte öffentlich vor dem Landgericht Mannheim ausgesagt. Viola S., 34, verteidigte ihre Entscheidung, der Zeitschrift "Bunte" ein Interview gegeben zu haben. Sie habe es getan, um die gescheiterte Beziehung zu verarbeiten. Dafür bekam sie 50 000 Euro.

"Ich weiß, dass andere es anders gemacht hätten. Aber das war mein Weg", sagte die Diplom-Kauffrau. Jahrelang habe sie Kachelmann geglaubt. "Für mich war das meine Familie. Es war klar, wo man Weihnachten und Ostern verbringt", sagte sie. 2003 hatte sie den Fernsehmoderator kennengelernt. Nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe sei sie zunächst auf seiner Seite gewesen. "Das war ein Schock. Ich konnte mir das nicht vorstellen." Als aber nach und nach immer mehr herauskam und sie erfuhr, dass Kachelmann "aus dem Knast heraus" seinen Stiefkindern erzählt habe, sie habe ihn verlassen, weil er zu viel Zeit bei den Kindern in Kanada verbracht habe, ist "für mich mein Leben zusammengebrochen", sagte Viola S. "Ich musste meine Geschichte erzählen."

"Für 50 000 Euro", warf Verteidiger Schwenn ein, der ihr vorwarf, vor Gericht ein rührseliges Stück aufzuführen. Doch die Zeugin blieb dabei: "Ich fand, dass man wissen muss, wie er vorgegangen ist." Das Geld habe sie zu einem kleinen Teil gespendet und sei einkaufen gegangen - "vielleicht frauentypisch" - und in Urlaub gefahren. "45 000 Euro sind noch da."

In dem Interview hatte Viola S. gesagt: "Ich habe den wahren Jörg nie gekannt. Er hat jahrelang mit meinen Gefühlen gespielt, gelogen und betrogen. Dieser Verrat tut verdammt weh." Und in Bezug auf die zahlreichen Geliebten, die Kachelmann gleichzeitig gehabt haben soll: "Seelisch missbraucht hat er uns alle! Ich freue mich über jeden Tag, den er im Gefängnis sitzt." Laut "Spiegel Online" hat Kachelmann am Wochenende eine 25-jährige Schweizer Psychologiestudentin geheiratet.