Am Wochenende moderierte Kachelmann gewohnt flapsig das Wetter beim Lokalsender Radio Basel. Kehrt er bald in die ARD zurück?

Mannheim/Berlin. Ein Comeback von Wettermoderator Jörg Kachelmann in der ARD ist vor der Urteilsverkündung weiter ausgeschlossen. „Wir werden das Prozessende abwarten, bevor wir uns dazu äußern“, sagte eine Sprecherin der ARD-Programmdirektion am Montag auf Anfrage. Am Freitag war Kachelmann bei Radio Basel zu hören und damit das erste Mal seit seiner Festnahme wieder als Wettermoderator tätig.

Die ARD hatte bereits nach der Freilassung Kachelmanns aus der Untersuchungshaft vor rund sechs Monaten verkündet, eine Entscheidung über die künftige Zusammenarbeit mit dem Chef des Wetterdienstes Meteomedia nicht vor dem Urteil zu treffen. Vor seiner Festnahme hatte Kachelmann unter anderem das Wetter in den „Tagesthemen“ und auch vor der „Tagesschau“ angesagt.

Dagegen schließt Kachelmann auch im deutschen Radio eine Rückkehr ins Berufsleben als Wettermoderator nach Medieninformationen vom Sonntag nicht mehr aus. Das sagte Urs Knapp, Sprecher von Meteomedia. Über ein Wiedersehen im Fernsehen fügte Knapp an: „Man soll nie nie sagen.“ Der Chefredakteur von Radio Basel, Christian Heeb, sagte am Sonntag, solange Kachelmann nicht verurteilt sei, gelte weiter die Unschuldsvermutung: „Wieso soll er auf seinen Job verzichten? Dies ist keine PR-Geschichte.“ Kachelmann moderierte um 12.40 Uhr am Freitag in feinstem Schweizerdeutsch das Winterwetter auf dem Sender, mit dem er seit eineinhalb Jahren einen Vertrag hat.

Zweiter Hamburger Anwalt verteidigt Kachelmann

Es ist der zweite Prozesstag nach der langen Winterpause und der wegen Vergewaltigung angeklagte Wettermoderator Jörg Kachelmann hat am Montag überraschend einen weiteren Verteidiger zum Landgericht Mannheim mitgebracht. So wurde am 24. Verhandlungstag der Hamburger Anwalt Mathias Mailänder präsentiert. Ob der Strafverteidiger den gesamten weiteren Prozess begleiten wird, war zunächst unklar.

Der 52-jährige Angeklagte hatte bereits im November überraschend seinen Hauptverteidiger gewechselt. Statt des Kölner Anwalts Reinhard Birkenstock wurde Johann Schwenn aus Hamburg verpflichtet. Neben Schwenn ist Andrea Combé aus Heidelberg von Beginn an Pflichtverteidigerin in dem Strafprozess. Mailänder wurde am Montag als dritter Strafverteidiger engagiert.

Jörg Kachelmann muss sich seit dem 6. September 2010 vor der 5. großen Strafkammer wegen Vergewaltigung und Körperverletzung verantworten. Er selbst bestreitet die Tat. Die Verteidigung sieht Rache als Motiv der langjährigen Freundin, Kachelmann zu beschuldigen.

Therapeut der Ex-Geliebten spricht im Kachelmann-Prozess

Mit der Befragung des Heidelberger Psychotherapeuten Günter Seidler ist der Kachelmann-Prozess am Montag fortgesetzt worden. Seidler ist der Therapeut von Jörg Kachelmanns Ex-Geliebter und mutmaßlichen Opfer. Die 37-Jährige beschuldigt den Moderator, sie vergewaltigt und dabei mit einem Messer bedroht zu haben. Kachelmann bestreitet die Tat. Das Landgericht Mannheim schloss während die Befragung Seidlers die Öffentlichkeit von der Verhandlung aus.

Die These Seidlers, eine Traumatisierung könnte der Grund für Erinnerungslücken des mutmaßlichen Opfers sein, ist zwischen Anklage und Verteidigung umstritten. Kachelmanns Verteidiger Johann Schwenn hatte Seidler bei einer Befragung Anfang Dezember als "Scharlatan“ bezeichnet und Unterlagen von ihm beschlagnahmen lassen. (dpad/dpa)