Im Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden wurden die Plädoyers der Nebenklage verschoben. Weitere Zeugen sollen aussagen.

Stuttgart/Winnenden. Im Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden ist am Dienstag überraschend die Beweisaufnahme wieder eröffnet worden. Wie der Vorsitzende Richter Reiner Skujat vor dem Landgericht Stuttgart sagte, ließ die Kammer die Vernehmung von drei Polizeibeamten zu, die die Mutter des Amokschützen kurz nach der Tat vernommen hatten. Angesichts der nicht absehbaren Dauer der Vernehmungen soll Skujat zufolge erst am kommenden Verhandlungstag (Donnerstag 27. Januar) mit den Schlussplädoyers der Nebenklage begonnen werden.

Die Mutter des 17-jährigen Tim K., die im Prozess von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch macht, hatte sich nach Gerichtsangaben bereits am vergangenen Donnerstag mit der Verwertung ihrer Angaben bei der Polizei einverstanden erklärt. Es war allerdings unklar, ob dies sich lediglich auf die Verlesung ihrer Aussagen oder auch auf die gerichtliche Anhörung der Vernehmungsbeamten erstreckte. Der Ehefrau des Angeklagten sei es lediglich wichtig, dass sie nicht vor Gericht erscheinen müsse, stellte ihr Rechtsanwalt in einem vor Gericht verlesenen Schreiben klar. Durch die Vernehmung will die Verteidigung insbesondere nachweisen, dass die Eltern von den Tötungsfantasien ihres Sohnes nicht informiert waren.

Am vergangenen Verhandlungstag hatte die Staatsanwaltschaft für den Vater eine Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung in 15 Fällen und fahrlässiger Körperverletzung in 13 Fällen gefordert . Darüber hinaus liegt danach zudem ein Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Auf eine Geldauflage verzichtete die Staatsanwaltschaft jedoch, da zivilrechtliche Klagen mit Schadensersatzforderungen zu erwarten sind.

Der Vater von Tim K. muss sich seit Mitte September vor Gericht verantworten, weil er seinem Sohn Zugriff auf eine erlaubnispflichtige Schusswaffe sowie Munition ermöglicht haben soll. Der 17 Jahre alte Schüler hatte im März 2009 bei einem Amoklauf 15 Menschen und anschließend sich selbst getötet. Die Tatwaffe hatte er aus dem Schlafzimmer der Eltern entwendet. Der Angeklagte wohnt dem Prozess seit Ende Oktober vergangenen Jahres nicht mehr bei.