Der Vater von Tim K. muss vor Gericht verantworten, weil er die Tatwaffe unverschlossen im elterlichen Schlafzimmer aufbewahrt haben soll.

Stuttgart. Der Stuttgarter Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden ist ins Stocken geraten - und könnte doch eher zu Ende gehen als geplant. Da etwa die Mutter und die Schwester des Amokläufers nicht aussagen wollen, könne der Zeitplan etwas gestrafft werden, sagte der Vorsitzende Richter Reiner Skujat am Dienstag. Die Kammer wolle zunächst auch keine zusätzlichen Zeugen mehr laden, womit die Vernehmungen voraussichtlich Ende November abgeschlossen sein könnten. Dann könnte auch das Urteil eher verkündet werden. Bisher ist der Prozess bis zum 11. Januar 2011 terminiert.

Seit Mitte September steht der Vater des Amokläufers Tim K. vor Gericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Weil der Vater die Tatwaffe unverschlossen im Schlafzimmerschrank aufbewahrt hat, wurde der Amoklauf erst möglich. Mit dieser Pistole seines Vaters hatte Tim K. am 11. März 2009 seiner früheren Schule in Winnenden (Baden-Württemberg) und auf der Flucht nach Wendlingen 15 Menschen und sich selbst erschossen. Seinem Vater drohen bis zu fünf Jahre Haft .

+++ Das Waffenrecht in Deutschland +++

Am achten Verhandlungstag kam der Prozess kaum weiter: Ein Polizeibeamter musste auf Antrag der Verteidigung wieder ausgeladen werden. Zudem traten etliche Unklarheiten auf. War der Vater des Amokläufers zum Zeitpunkt als der Beamte ihn vernahm noch Zeuge oder bereits Beschuldigter? Hätte er über sein Recht aufgeklärt werden müssen, die Aussage zu verweigern, um sich nicht selbst zu belasten? Dürfen die Aussagen des Vaters am Tattag oder in den Tagen direkt danach überhaupt verwertet werden? Ein weiterer als Zeuge geladener Polizeibeamter, der dem Vater des Amokläufers am Tattag am Haus der Familie begegnete, konnte sich an das Aufeinandertreffen kaum erinnern.