Bei dem Amoklauf von Winnenden hatte ein Polizist den Amokläufer Tim K. an einem Autohaus in Wendlingen zweimal angeschossen.

Stuttgart. Im Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden hat die Polizei am Donnerstag ihren Einsatz bei der Schießerei am Autohaus in Wendlingen verteidigt. „Nach meiner Einschätzung war der Polizeieinsatz gut und hat den Amoklauf an dieser Stelle beendet“, sagte Kriminalhauptkommissar Gundram Lottmann, verantwortlicher Sachbearbeiter in Wendlingen (Kreis Esslingen), vor dem Stuttgarter Landgericht. Dank des Einsatzes der Polizei seien nicht noch mehr Menschen am Autohaus verletzt worden, obwohl zu der Zeit viele Fußgänger und Autofahrer in der Nähe des Tatorts unterwegs gewesen sein.

Sein Kollege, der den Amokläufer mit zwei Schüssen an den Beinen verletzt habe, hätte den Täter aus einer Entfernung von 50 bis 70 Metern nicht besser treffen können. Er habe Tim K. nach eigenen Angaben nur „in der Größe eines Fingerhutes“ gesehen. Die beiden Treffer, die den Täter kurz zu Fall brachten, seien „Glückstreffer“ gewesen. Kritik äußerte der Polizist allerdings am Funkverkehr. Die Einsatzkräfte in Wendlingen seien nur bruchstückhaft und spät informiert worden - ein „großes Manko“ in Lottmanns Augen.

Zudem hätten sie eine falsche Täterbeschreibung bekommen. Es sei davon die Rede gewesen, der Amokläufer hätte eine Tarnhose an ­ was aber nicht stimmte. Deshalb hätten einige Polizisten ihn zunächst nicht erkannt.

Vor der Aussage des Polizisten hatten die Mutter und die Schwester des Amokläufers erklären lassen, dass sie als Verwandte des Angeklagten die Aussage verweigern. Es soll nun geklärt werden, ob sie es ebenfalls ablehnen, dass ihre früheren Vernehmungen bei der Polizei vor Gericht verlesen werden.

Der 52-jährige Gerichtsmediziner Dietmar Benz aus Tübingen erklärte, dass der Amokläufer in einem Klassenzimmer der Albertville-Realschule in Winnenden schnell und gezielt auf die Köpfe der Schüler geschossen habe. Das würden die Verletzungen einiger Opfer zeigen. Von zwölf Schüssen hätten sieben Kopf oder Hals getroffen. Dass die meisten Schüsse die Opfer von hinten trafen, lasse den Schluss zu, dass ihnen kaum noch Zeit blieb, um sich nach dem Schützen umzudrehen. Getroffen habe es vor allem die Schüler, die nah bei der Tür saßen.

In dem Prozess muss sich der Vater des 17 Jahre alten Amokläufers wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten. Der 51-Jährige hatte die Tatwaffe unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat er damit den Amoklauf erst möglich gemacht. Bei der Tat in Winnenden und Wendlingen am 11. März 2009 erschoss Tim K. 15 Menschen und sich selbst.

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