Der Prozess um Jörg Kachelmann wird immer skurriler. Verteidiger Johann Schwenn beantragte, den Koffer eines Psychologen zu beschlagnahmen.

Mannheim. Jörg Kachelmanns neuer Anwalt Johann Schwenn sorgt weiter für Schlagzeilen. Am Freitag beantragte er, den Koffer des Therapeuten des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers zu beschlagnahmen. Der als Zeuge geladene Therapeut Günter Seidler gab daraufhin den Inhalt freiwillig ab und zeigte unter anderem eine leere Brotdose. Außerdem übergab er zwei Terminkalender und eine Liste mit Behandlungsterminen. Die Strafkammer nahm auf Wunsch von Schwenn und Pflichtverteidigerin Andrea Combé Koffer und Kofferinhalt mitsamt Brotdose an sich. Die geplante Vernehmung des Therapeuten wurde daraufhin auf den Nachmittag verschoben.

Am Vormittag hatte die Verteidigung zunächst mit einem Befangenheitsantrag gegen die Bremer Professorin und Aussagepsychologin Luise Greuel überrascht. Die Gutachterin sei ohne vorherige Anhörung der Verteidigung bestellt worden, so Schwenn. Sie habe teilweise ihre Zuständigkeit überschritten. Die Psychologin ging nach Ansicht von Schwenn nicht ergebnisoffen an das Verfahren heran. Er attestierte ihr gar eine „Jagdneigung“ zum Nachteil seines Mandanten. In ihrem Gutachten, auf das sich die Staatsanwaltschaft auch bei ihrer Anklageerhebung stützte, seien zahlreiche Spekulationen enthalten, sagte Schwenn. Sie treffe darin psychiatrische Aussagen, die ihr als Psychologin nicht zustünden. Die 5. Große Strafkammer stellte den Beschluss über die Ablehnung Greuels zurück.

Danach warf Schwenn dem Therapeuten Seilder „scharlatanesk anmutendes Gebaren“ vor. Der Therapeut habe behauptet, Todesangst bei einem Menschen riechen zu können. Verteidiger Schwenn beantragte deshalb den als Zeugen bestellten Experten teilweise öffentlich zu vernehmen. Das lehnte die Kammer aber mit Hinweis auf das Arzt-Patient-Verhältnis ab. Als die Befragung des Therapeuten dann beginnen sollte, beantragte die Verteidigung dann die Beschlagnahme seines Aktenkoffers. Nach diesem Zwischenspiel tart das Gericht in die Mittagspause ein.

Kachelmann verkauft Haus am Meer

Am Donnerstag wurde bekannt, dass Jörg Kachelmann seine Wohnung auf der Ostseeinsel Hiddensee verkaufen will. Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker bestätigte auf Anfrage in Köln einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Express“. Die 80 Quadratmeter große Wohnung mit Meerblick wird von Belvisio für 395.000 Euro angeboten. Sie befindet sich im 1907 erbauten und restaurierten Henni-Lehmann-Haus. Anwalt Höcker wollte sich nicht dazu äußern, warum die Immobilie gerade jetzt zum Verkauf stehe. Der Makler sei nicht befugt, Infos herauszugeben.

Kachelmann gründete 1998 auf der Insel Hiddensee ein Meteomedia-Wetterstudio und moderierte häufiger von dort Wetterberichte fürs Fernsehen. Im Zusammenhang damit kaufte sich Kachelmann die Wohnung auf der Prominenteninsel, auf der einst auch Filmlegenden wie Asta Nielsen oder der Schriftsteller Gerhart Hauptmann Häuser besaßen.