Im WDR richteten die Eltern einen flehentlichen Appell an den Täter. Die Polizei startete unterdessen eine weitere Suchaktion bei Grefrath.

Grefrath. Mirco aus Grefrath wird mittlerweile seit über drei Wochen vermisst. Alle Anstrengungen der Polizei haben keinen Erfolg gezeigt. Jetzt haben die Eltern des Jungen zu einem verzweifelten Mittel gegriffen und sich über das Fernsehen an den Täter gewandt .

Sandra und Reinhard Schlitter flehten im WDR: "Gib uns bitte unser Kind zurück oder sage, wo wir Mirco finden können." Seine Mutter sagte: "Ich weiß, dass Mirco etwas Schlimmes zugestoßen ist, das fühlt eine Mutter... Ich mache mir Gedanken, ob er friert, hungrig ist, Schmerzen hat, nach mir ruft. Falls das Schlimmste eingetroffen ist, müssen wir Abschied nehmen, irgendwie weiter leben."

Doch viel bewirkte der Appell zunächst nicht. Vielversprechende Hinweise waren unter den eingegangenen Reaktionen nicht dabei. Ein schon zuvor erhaltener Tipp veranlasste die Ermittler am Sonntag zu einer neuen Suchaktion. Vier Hundertschaften durchkämmten ein Gebiet nordöstlich von Grefrath, in dem bisher nicht gesucht worden war.

Am Freitagabend wurden alle Fahrzeuge geblitzt, die in der Umgebung des möglichen Tatorts unterwegs waren. Die Ermittler postierten sich mit ihren Kameras an den Fundorten der Kleidungsstücke und des Fahrrads sowie an der Straße, die der Täter vermutlich benutzt hat.

„Mit viel Glück und Zufall ist vielleicht auch der Täter geblitzt worden“, sagte Polizeisprecher Ingo Thiel. Wenn nötig, könnten einige der nun erfassten Fahrzeugführer später als mögliche Zeugen befragt werden. Vier Stunden lang wurde bis Mitternacht nach Angaben von Polizeisprecher Willy Theveßen jedes Fahrzeug fotografiert, das vorbeikam. „Das waren mehrere Hundert.“

Zeitgleich wurden in den Gaststätten im Bereich Grefrath Listen ausgelegt. Darin soll sich jeder eintragen, der dort freitags regelmäßig verkehrt oder an jenem 3. September zu Gast war, als Mirco verschwand. An dem Abend spielte die deutsche Fußball- Nationalmannschaft gegen Belgien. Mit den Listen will die 50-köpfige Sonderkommission weitere wichtige Zeugen ermitteln. „Uns ist kein Aufwand zu groß, um Klarheit in die Umstände des Verschwindens von Mirco zu bekommen“, sagte Thiel.

Am Mittwoch hatten Polizisten ohne Erfolg 17 Kubikmeter Abfall aus öffentlichen Mülleimern der Gegend durchsucht. Bislang gingen mehr als 2000 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Der elfjährige Mirco war am 3. September in Grefrath auf dem Heimweg von einem Freund verschwunden. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus.