Ein unsanierter Deich in der Neuzeller Niederung wurde gesichert. Auch in Frankfurt (Oder) könnte heute die höchste Alarmstufe ausgerufen werden.

Frankfurt (Oder)/Potsdam/Ratzdorf. Trotz der millionenschweren Sanierung der Oderdeiche nach der großen Flut 1997 gelten einzelne Abschnitte weiter als kritisch. So wurde mit bislang rund 15 000 Sandsäcken ein Stück unsanierten Deiches in der Neuzeller Niederung (Oder-Spree) gesichert, wie der stellvertretende Sprecher des Brandenburger Innenministeriums , Wolfgang Brandt, am Donnerstag sagte. Auch in Brieskow-Finkenheerd sei ein Deichabschnitt mit Planen und Sandsäcken geschützt worden.

Nach dem verheerenden Hochwasser von 1997 waren nach Angaben von Umweltministerin Anita Tack (Linke) in den Deichbau an der Oder rund 220 Millionen Euro investiert worden. Der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, Matthias Freude, wies am Donnerstag im RBB-Sender Antenne Brandenburg Kritik an der noch nicht vollständigen Sanierung aller Deiche zurück. „13 Jahre sind da eine lächerlich kurze Zeit.“

Ministeriumssprecher Brandt warnte mit Blick auf die steigenden Pegelstände vor Panik. „Es gibt keinen Grund, dass jemand Katastrophenalarm auslösen will.“ Evakuierungen seien bislang nicht angeordnet worden. Am Pegel Ratzdorf (Oder-Spree) stehe das Wasser derzeit noch mehr als eineinhalb Meter unter der Deichkrone. Nach Angaben des Hochwassermeldezentrums in Frankfurt (Oder) wurden zuletzt in Ratzdorf 6,19 Meter gemessen. Im Laufe des Donnerstages wurde dort der Wasserhöchststand erwartet .

Die steigenden Wasserstände der Oder versetzen immer mehr Anrainer in Alarmbereitschaft. Nachdem am Mittwoch im Landkreis Oder-Spree die höchste Hochwasseralarmstufe 4 ausgerufen worden war , sollte dies möglicherweise am Donnerstag auch in der Grenzstadt Frankfurt (Oder) geschehen. Das teilte das dort angesiedelte Hochwassermeldezentrum mit. Die Entscheidung liege bei der Stadtspitze. Bei Alarmstufe 4 besteht die Gefahr, dass Deiche und Dämme brechen können. Der Scheitelpunkt des Hochwassers wurde am Pegel Ratzdorf (Oder-Spree) noch am Donnerstag erwartet.

In den nördlichen Landkreisen Märkisch-Oderland und in der Uckermark bereiten sich die Verantwortlichen ebenfalls auf das Hochwasser vor. Einbezogen wurden auch Polizei und Bundeswehr. Hier wird am Wochenende mit der höchsten Alarmstufe gerechnet. An der Oder besteht in Frankfurts polnischer Nachbarstadt Slubice mit zahlreichen tief liegenden Stadtteilen aber die Gefahr von Überflutungen. Das örtliche Krankenhaus musste bereits geräumt werden.