Entlang der Oder stiegt das Wasser um bis zu elf Zentimeter. Das Umweltamt empfiehlt Bauern und Schäfern, das Vorland zu räumen.

Potsdam. Die Hochwasserwelle der Oder hat sich am Donnerstag weiter Brandenburg genähert. Entlang der Oder seien die Pegel auf deutscher Seite gegenüber dem Vortag um bis zu elf Zentimeter gestiegen und lägen nunmehr nur noch zwischen 46 und 69 Zentimeter unter der Marke für die erste Warnstufe, sagte ein Sprecher des Hochwassermeldezentrum am Vormittag in Frankfurt an der Oder. Am Mittwoch waren noch Pegel gemessen worden, die zwischen 50 bis 80 Zentimeter unter dem Richtwert der ersten Alarmstufe lagen.

Der Scheitelpunkt der Hochwasserwelle wird von den Behörden am Pfingstmontag in Ratzdorf erwartet, wo die Oder von Polen ins Bundesgebiet übertritt. Das Landesumweltamt empfiehlt Bauern und Schäfern, das an die Oder grenzende Vorland zu räumen. Möglicherweise werde es nötig, die vorgesehenen Flutungspolder im Nationalpark Unteres Odertal zu öffnen, um die Deiche zu entlasten, erklärte die Behörde.

„Es wird aber allenfalls die zweithöchste Alarmstufe 3 ausgerufen werden“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium. Die Flut werde nicht so hoch sein wie beim „Jahrhunderthochwasser“ von 1997.

Falls erforderlich, sollen zur Not auch Polder geöffnet und dadurch Land gezielt überflutet werden. Dies gelte im Gegensatz zu anderslautenden Meldungen aber nicht für die Neuzeller Niederung, wie der Landkreis Oder-Spree am Mittwochabend richtig stellte. Nach dem Elbehochwasser von 2002 hatten Brandenburg und Sachsen-Anhalt ein Gutachten über die Wirkung von Polderflutungen in Auftrag gegeben. Zumindest für die Elbe wurde der Nutzen solcher Maßnahmen zur Verringerung des Hochwassers Anfang Mai 2010 bestätigt.

Während in Brandenburg die Situation derzeit eher entspannt gesehen wird, haben die starken Regenfälle der vergangenen Tage zu erheblichen Überschwemmungen im Süden Polens geführt. Dies traf vor allem die Weichselregion. An der Oder erreichte der Pegel im polnischen Miedonia bisher knapp neun Meter. Das waren 1,60 Meter weniger als 1997.