In Potsdam hat die brandenburgische Landesregierung einen Krisenstab eingerichtet. Polen muss inzwischen 15 Hochwassertote beklagen.

Berlin/Warschau. In Brandenburg sind am Dienstag die Pegel der Oder stärker gestiegen als in den Tagen zuvor. Das Land bereitet sich für Donnerstagvormittag auf die Ausrufung der Katastrophen-Alarmstufe 4 vor. In Potsdam bildete die Landesregierung einen Krisenstab.

Der Pegel der Oder lag am Dienstagnachmittag in Ratzdorf 43 Zentimeter über dem Morgen des Vortages. Er ereichte 5,13 Meter und stieg weiter. Der Hochwasserscheitel ist nach Angaben des Landesumweltamtes Frankfurt/Oder nur noch 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Bei Eisenhüttenstadt wurde die Flutung von zwei Poldern vorbereitet.

Überschwemmungen werden gleichwohl vorerst nicht erwartet. „Die Deiche werden bei Erreichen der Alarmstufe vier stark beansprucht, aber bei den geschützten Gebieten wird es nicht zu Überflutungen kommen“, sagte Eberhard Schmidt vom Hochwassermeldezentrum in Frankfurt (Oder) auf DAPD-Anfrage.

In Slubice, direkt gegenüber von Frankfurt (Oder), evakuierten die polnischen Behörden ein niedrig gelegenes Krankenhaus vorsorglich. Außenminister Guido Westerwelle telefonierte mit seinem polnischen Amtskollegen Radoslaw Sikorski. Er übermittelte ihm das Mitgefühl der Bundesregierung wegen der 15 Todesopfer beim Hochwasser in Polen. Sikorski bedankte sich für den Einsatz deutscher Helfer an Oder und Weichsel.

Der Hochwasserscheitel der Weichsel erreichte am Dienstag schon Pommern. Die Situation sei unter Kontrolle und die Deiche der Weichsel, Warthe und Oder würden verstärkt, sagte Innenminister Jerzy Miller. Die Regierung rief die Bevölkerung in den von der Flut betroffenen Ortschaften zur Vorsicht auf. Helfer seien dabei, das Wasser aus überfluteten Häusern zu pumpen, wo die Weichsel ganze Dörfer überschwemmte.

Seit vergangener Woche sind mehrere „Hochwasser-Einsatzmodule“ des Technischen Hilfswerks (THW) in Polen. Damit sind jetzt mehr als 70 Fachkräfte und 15 Hochleistungspumpen des THW im Einsatz. „Wir stellen unserem Nachbarland 600.000 Sandsäcke, fünf Boote und drei Notstrom-Aggregate zur Verfügung“, sagte ein Sprecher des Potsdamer Innenministeriums. In eigener Initiative seien Feuerwehrleute aus Bayern, Hessen und Baden-Württemberg nach Polen gefahren, teilte Westerwelle mit.

Unterstützt werden die polnischen Rettungskräfte auch von Helfern aus der Ukraine. Polen bat außerdem die EU um Unterstützung. Meteorologen sagten für den Süden und Westen Polens weiteren Regen voraus.

Die brandenburgische Umweltministerin Anita Tack (Linke) sagte im rbb-Inforadio, das Land sei diesmal besser vorbereitet als beim Jahrhundert-Hochwasser 1997. Seitdem seien 220 Millionen Euro in neue und sanierte Deiche investiert worden. Es gebe nur noch drei kleinere Baustellen, die aber gut abgesichert sein. Auch seien die Behörden besser organisiert. „Wir sind gut vorbereitet, gemeinsam mit dem Katastrophendienst und dem Depot in Beeskow, wo Sandsäcke und technisches Gerät lagern.“