“Ich kann Ihnen versichern, meine Mandantin kennt ab dem Tattag keine Freude mehr“, sagte der Anwalt der langjährigen Freundin Kachelmanns.

Mannheim. Abwarten heißt es für TV-Wettermoderator Jörg Kachelmann, nachdem die Staatsanwaltschaft Anklage wegen des Verdachts der Vergewaltigung seiner Ex-Freundin erhoben hat. Ob und wann es zu einem Prozess gegen den 51-jährigen Schweizer kommt, ist nach Angaben einer Sprecherin des Landgerichts derzeit nicht abzusehen. Zunächst müsse die fünfte Große Strafkammer die mehrere Ordner umfassenden Akten lesen, gegebenenfalls werde sie weitere Beweise anfordern.

Einen Antrag auf einen neuen Haftprüfungstermin stellten Kachelmanns Anwälte zunächst nicht, wie die Gerichts-Sprecherin am Donnerstag sagte. Der ursprünglich für den 1. Juni angesetzte Termin vor dem Amtsgericht Mannheim war mit der Anklageerhebung entfallen. Kachelmanns Anwälte waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

1. HINTERGRUND: DIE CHRONOLOGIE DES FALLS "KACHELMANN"

2. HINTERGRUND: STRAFMAß BEI VERGEWALTIGUNG

3. PORTRÄT: JÖRG KACHELMANN

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte am Mittwoch Anklage gegen den 51-Jährigen wegen Verdachts der Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Sie wirft ihm vor, Anfang Februar seine 36 Jahre alte langjährige Freundin, die sich von ihm trennen wollte, in deren Wohnung in Schwetzingen vergewaltigt und mit einem Küchenmesser am Hals verletzt zu haben. Während der Tat und danach soll der Schweizer der Frau den Tod angedroht haben. Die Ermittler stützen ihre Anschuldigungen auf Aussagen der Frau, die Kachelmann angezeigt hatte, sowie auf DNA- Spuren und rechtsmedizinische Untersuchungen.

Der Anwalt der 36-Jährigen, Thomas Franz, sagte am Donnerstag in der Talk-Show „Kerner“ (Sat.1), das Opfer leide sehr unter der Tat. „Ich kann Ihnen versichern, meine Mandantin kennt ab dem Tattag keine Freude mehr. Sie lebt in Angst, sie ist in erheblichem Maße wie jedes andere Opfer einen solchen Tat traumatisiert“, sagte Franz.

Kachelmann sitzt seit dem 20. März in Mannheim in Untersuchungshaft. Er bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Bei einer Verurteilung drohen dem Schweizer bis zu 15 Jahre Haft. Kachelmanns Wetterdienst Meteomedia äußerte sich betroffen über die Anklage, betonte aber, dass „die mediale Aufmerksamkeit des Verfahrens keinerlei Einfluss auf das operative Geschäft“ habe. „Das Wetter im Ersten“ werde in bewährter Weise von dem Moderatorenteam um Claudia Kleinert, Sven Plöger und Alexander Lehmann präsentiert, erklärte Meteomedia.

Kachelmann produziert mit seiner Firma Meteomedia Wettersendungen in der ARD – seit 1994 vor der 20.00-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ und seit 2002 nach den „Tagesthemen“. Die Moderatoren Claudia Kleinert und Sven Plöger haben nun seine Einsätze übernommen. Der WDR sagte, es bleibe beim Vertrag mit Meteomedia. Eine ARD-Sprecherin sagte, das „Wetter im Ersten“ laufe erst einmal normal weiter. Derzeit moderieren Sven Plöger und Claudia Kleinert die Wettersendung.