Mit dem 0:0 in Kroatien platzten die EM-Hoffnungen der Türkei endgültig und scheiterte zugleich die Trainermission von Guus Hiddink.

Istanbul. Wie erwartet ist die Zusammenarbeit zwischen dem niederländischen Trainer Guus Hiddink und der türkischen Fußball-Nationalmannschaft nach der verpassten EM-Qualifikation am Mittwoch beendet worden. Wie der türkische Verband mitteilte, einigten sich beide Parteien auf eine vorzeitige Trennung. „Wir danken Guus Hiddink für seine Dienste während seiner Amtszeit und wünschen ihm ein gesundes und glückliches Leben“, hieß es in einer Stellungnahme.

Hiddink hatte bereits nach dem 0:0 in Zagreb am Dienstagabend mit dem Rauswurf gerechnet. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dies mein letztes Spiel mit dieser Mannschaft gewesen ist“, hatte der 65-Jährige nach dem Remis gegen Kroatien gesagt. Durch das 0:3 in Istanbul im Playoff-Hinspiel war die Wahrscheinlichkeit einer EM-Teilnahme 2012 in Polen und der Ukraine bereits sehr gering.

Erst im August 2010 hatte der Niederländer das Amt des türkischen Nationaltrainers übernommen und einen Vertrag über zwei Jahre mit einer Option auf weitere zwei Jahre, also bis zur WM 2014, unterzeichnet. Die Suche nach einem Nachfolger hat längst begonnen, auch der Namen Berti Vogts kursiert.

„Ich fahre erstmal nach Hause. Ich brauche eine Auszeit“, hatte Hiddink in der Nacht nach dem torlosen Remis in Zagreb gesagt. Dabei war seine Entlassung längst beschlossene Sache, wie türkische Medien am Tag nach dem Spiel übereinstimmend berichteten. Nach dem 0:3 im ersten Vergleich gegen Kroatien waren Hiddink taktische Fehler angekreidet worden, der Coach seinerseits kritisierte zuletzt das ineffiziente System der Nachwuchsförderung in der Türkei.

Ausgestattet mit einem millionenschweren Vertrag sollte Hiddink den türkischen Fußball fit machen für die EM. Und anschließend mit einer Teilnahme der Türkei an der Weltmeisterschaft 2014 hätte er sein Werk krönen sollen. Doch stattdessen gab es immer wieder Pleiten, nach denen der Coach wiederholt ausgiebig die Stärke und das Geschick der Gegner lobte. Selbst gegen den kleinen Bruderstaat Aserbaidschan unter Trainer Berti Vogts musste die Türkei eine 0:1-Niederlage einstecken. Auch Vogts wird als einer der möglichen Kandidaten für die Hiddink-Nachfolge gehandelt.

Die türkischen Kommentatoren machen sich vor allem für Abdullah Avci stark, den Trainer von Istanbul Büyüksehir Belediyespor. Er hat die noch junge Mannschaft in die Süper Lig geführt. Mindestens ebenso wichtig sind seine Erfolge in der Jugendarbeit. So wurde die türkische U-17-Nationalmannschaft mit Avci Europameister und Vierter der Weltmeisterschaft 2005.

Denn einige Kommentatoren meinen, an der Misere sei nicht nur Hiddink schuld. Schon er hatte die Erneuerung der türkischen Nationalmannschaft mit jungen Talenten als eine Hauptaufgabe genannt, dann aber doch vor allem auf bewährte Kräfte gesetzt. „Wenn ein Trainer vom Kaliber Guus Hiddinks hier keinen Erfolg hat, liegt es nicht nur am Trainer“, schrieb Ibrahim Seten, Sportchef der Zeitung „Vatan“. „Wir brauchen einen Mann, der ein neues System bringt.“ (dpa/dapd/abendblatt.de)