Gelegentlich verschlägt's den“Menschen“ mal. Und “Studenten“ schon mal öfter. Klar, er muss schließlich trainieren - ihm wird das im Leben öfter passieren.

Nämlich so ziemlich alle zwölf Monate - wenn der aktuelle Zeitvertrag ausgelaufen ist.

Genug der Schwarzmalerei. Ortswechsel, welcher Art auch immer, bringen stets Neuartiges und Lehrreiches mit sich. Jüngstes Beispiel von meiner Seite: Köln. Was hatte ich mich auf diese Untermiet-WG gefreut! Da gab es genau das, was ich daheim nicht hatte: Einen Wohnraum mit großem Esstisch zum Beispiel. Außerdem dicke Wände und Teppichböden - eine gute Voraussetzung, einmal nicht jede Bewegung der Mitbewohner mitzubekommen.

Ich lernte allerdings schnell, dass man auch von anderen Dingen aufwachen kann. Von Lastkraftwagen zum Beispiel, die zuverlässig jeden Morgen ab 5.30 Uhr die benachbarte Edeka-Filiale belieferten. Da sieht man mal wieder, wie toll es wirklich ist, zentral zu wohnen. Eine Woche nach meinem Einzug zog dann einer der Mitbewohner aus. Und nahm - neben diversen anderen Dingen - auch den großen Esstisch mit.

Spannendes gab es aber auch jenseits des Schlafgemachs. Zum Beispiel in Sachen Lokalkultur. Im Hauptbahnhof konnte ich es kaum fassen, dass eine Fahrt nach Mülheim nur 2,70 Euro kosten sollte: Die Dame am Infoschalter hatte die Möglichkeit, dass ich nicht Köln-Mülheim, sondern Mülheim an der Ruhr zum Ziel haben könnte, komplett ausgeschlossen.

Am Kiosk, als ich arglos nach einem Bier fragte, war die gewohnt rheinisch-ruppig-syntaxbefreite Antwort der Verkäuferin: "Reißdorf". Es ist mir bis heute unklar, ob sie auf ein vorgesetztes "ja" aus reiner Faulheit verzichtete, oder weil dieser Kölsch-Verschnitt mit halbwegs reinem Gewissen schlichtweg nicht als "Bier" zu kategorisieren ist.

Maike Strietholt studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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