Ich sitze auf meinem Fahrrad und fahre von der Uni nach Hause. Ich fahre gerne schnell, aber nicht rücksichtslos. Dennoch scheine ich einigen Rentnern in Lüneburg mit meinem Rennrad ein Dorn im Auge, wenn nicht sogar das Böse schlechthin zu sein.

Auch dieses Mal habe ich wieder das Vergnügen mit einer älteren Dame, die sich daran stört, dass ich genau in dem Moment an ihr vorbei fahre, wo sie aufs Rad steigen will. Grund genug, ihrem Ärger Luft zu machen: "Müssense genau jetzt vorbeifahren, verdammt noch mal?!"

Anfeindungen wie "Absteigen, is doch keine Rennstrecke hier" (wohlgemerkt auf dem Radweg) bis hin zu "Ich hol dich da gleich runter!" sind mir wohlbekannte Ohrwürmer. Da hilft auch kein hysterisches Grinsen mehr, um solchen Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Auf meiner Beliebtheitsskala ganz oben stehen die Rentner-Touristen, die lieber den Blick gen altertümliche Dachgiebel als auf die Straße werfen und nicht merken, dass sie auf dem Radweg stehen. Oft habe ich mit meinem Klingeln die Touris nahe an den Herzinfarkt getrieben. Wenn sie sich von der ersten Schrecksekunde erholt hatten, wurde allerdings gekeift, als hätten sie die Strasse gekauft. Aber die haben sich zum Glück für die nächsten Monate aus der Heide verkrümelt und kommen erst im Frühjahr wieder!

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