War das nicht schön? Das "Fest der Freiheit" zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. Eine illustre Gesellschaft in unserer Hauptstadt, Obama grüßte per Video, Frau Merkel erinnerte daran, dass Freiheit nicht aus dem Nichts entsteht. Aber was ist das alles gegen Nicolas Sarkozy, der es verstand, die Gemütslage so vieler in schlichte Worte zu kleiden: "Wir sind Berlin!" Klar, wer möchte sich nicht gern mit Schlagworten wie Freiheit, Gemeinschaftlichkeit und Grenzüberwindung identifizieren.

Dennoch gibt es weiterhin genug skeptische Stimmen: wird die Wiedervereinigung jemals auf allen Ebenen vollendet? Ist der "Aufbau Ost" hinreichend erfolgt? Eines jedenfalls scheint klar: auch wenn der offizielle Akt der Wiedervereinigung vor 20 Jahren im ersten Schritt auf politischer Ebene ausgehandelt werden musste, so hilft nun der Auflauf allerhand Polit-Prominenz nicht, um diese Fragen zu beantworten.

Es geht ja um das, was sich in den Köpfen der Menschen weiter trägt. Und da habe ich einen echten Geheimtipp: Integrations-WG ist das Stichwort! In genau so einer lebe ich nämlich - mit westlicher Diaspora: wir sind drei Leute, davon ein Leut mit westdeutschem Geburtsort. Wer hier wen integriert hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall lachen wir gemeinsam über gehaltlose West-Brötchen, diskutieren über das Sandmännchen und erfreuen uns an in Lüneburger Supermärkten erhältlichen Ost-Leckereien. Zugegeben, wir sind hinreichend jung, um mit ironischer Distanz auf die Ereignisse zu blicken. Dennoch: nur so funktioniert (Wieder-)Vereinigung.

Maren Lawendel studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"