Angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt wird nicht erst seit der Wirtschaftskrise von vielen Seiten postuliert: Die fachliche Qualifikation allein reicht nicht aus.

Spätestens zum Ende des Studiums hin wird der künftige Absolvent verstärkt auf die Bedeutung von sozialer Kompetenz und Präsentationsformen hingewiesen. Dazu gibt es reichlich Angebote von Seiten der Uni, von der Arbeitsagentur und bezahlten Coaches.

Ein kostengünstiges und sehr praxisnahes Softskill-Training kann sich jeder Studierende auch studienbegleitend einrichten: Körpersprache, Mimik und Rhetorik lassen sich hervorragend beim Zocken diverser Kartenspiele erproben. So habe ich beispielsweise in aufschlussreichen Doppelkopfrunden in wechselnder Besetzung fürs Leben und die Arbeitswelt gelernt. Teamfähigkeit ist von Nöten, Kooperationen sind existenziell für das Vorankommen auf der Punkteliste. Ebenso wächst die eigene Kritikfähigkeit, wenn nach dem Spiel die einzelnen Züge mit dem Partner bisweilen hitzig diskutiert werden.

Die Menschenkenntnis nimmt zu und vorher eher latente Charakterzüge bei den Mitspielern fallen stärker ins Auge. Man lernt, sein Gegenüber zu lesen - oder fällt alternativ möglicherweise auf dessen Bluff herein. Eine weitere Erkenntnis-Dimension erhält das Spielen, wenn es um Bares geht. Dann ändert sich das Verhalten häufig noch einmal. Es lässt Rückschlüsse auf die aktuelle Finanzlage des Einzelnen zu. Vor allem aber macht diese Art der Weiterbildung richtig Spaß.

Dagmar Willems studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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