Wo werden eigentlich die besten, kreativsten, schriftlichen Hausarbeiten und Essays geschrieben? Bereits seit fünf Semestern bin ich auf der Suche nach der Antwort.

Diverse Orte habe ich auf ihre Schreibtauglichkeit getestet. Der eigene Garten und Cafés sind gnadenlos durchgefallen. Meine Konzentration ist überall - nur nicht bei der noch zu schreibenden Arbeit.

Meine Kommilitonen habe ich alle interviewt. Die Tendenz ihrer Antworten war, in der Uni. Also bin ich sportlich auf mein Rad gesprungen und in den Computerraum der Universität gedüst.

Dort angekommen begrüßen mich viele neue, ordentlich nebeneinander aufgereihte Flachbildschirme. Es ist nicht einfach, den perfekten Platz von 20 möglichen so schnell zu finden. Drei Minuten später habe ich ihn gefunden, nah am Fenster. Aber nicht so nah, dass direktes Sonnenlicht meine Sicht und somit auch meinen Schreibfluss beeinträchtigen.

Das Schreibprogramm ist geöffnet, meine Notizen liegen parat, die Ideen sprudeln nur so in meinem Kopf. Voller Tatendrang tippe ich sie sofort in die Tastatur. Das weiße, virtuelle Blatt füllt sich rasant mit schwarzen Lettern. Wow!

Meine Tischnachbarin räuspert sich, immer und immer wieder, bis ich es bemerke. Ich stoppe meinen rasanten Schreibfluss. In meiner Euphorie habe ich überhaupt nicht bemerkt, dass in diesem Raum eine unglaubliche Stille herrscht. Egal, ich tippe weiter, bloß alles aufschreiben! Aber da merke ich es selber. Meine Tastatur kracht so laut wie Hammerschläge: Bum, bum, bei jedem Buchstaben.

Ich tippe langsamer weiter. Es wird leiser, aber eben auch langsamer, zu langsam! Vorsichtig teste ich eine andere Tatstur. Krach erfüllt den Raum. Räuspern, räuspern. Nee, das geht so auf keinen Fall! 15 Minuten später sitze ich wieder an meinem eigenen Schreibtisch - und weiß jetzt was ich an ihm habe. Geräuschvoll kann ich meine Texte nun hemmungslos in die Tastatur hämmern!

Michelle Wulff studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.