Heute will ich mal über den Apostroph schreiben - übrigens der Apostroph, nicht das Apostroph - und zwar aus großer Sorge, dass ich schon bald einen Nachruf auf dieses kleine, aber feine Satzzeichen schreiben muss.

Dabei hat es zwei recht leicht nachvollziehbare Funktionen: die Markierung von Auslassungen in einem Wort sowie das (eigentlich) zwingende Kenntlichmachen des Genitivs bei Eigennamen, die im Nominativ bereits auf "s" enden.

Weniger leicht nachvollziehbar scheint dagegen der Ort zu sein, an dem der Apostroph zu finden ist. Er ist auf der Tastatur in durchaus illustrer Gesellschaft, mitten unter Zeichen, die man (auch) eher nicht so oft gebraucht, wie #, * und ganz besonders ~. Eine gewisse Tragikomik bekommt das Schicksal des Apostrophs, bedenkt man, dass er im griechischen Ursprung "der Abgewandte" heißt. Nein, nicht der Apostroph hat sich abgewandt, Sie haben sich abgewandt. Und lassen es notorisch aus, das arme "Auslassungszeichen". Es kennzeichnet zwar "Ausgelassenes", soll aber selbst bitteschön verwendet werden.

Der Apostroph wohnt also über dem #, rechts neben dem Ä, unter dem + und links neben der großen Enter-Taste. Viel prekärer als die Beziehung zu seinen Nachbarn ist aber die zu zwei vermeintlichen Zwillingsbrüdern, die aus unerfindlichen Gründen viel häufiger zum Einsatz kommen, nämlich und `. Diese sind Akzente, die in diversen Sprachen auf bestimmten Buchstaben zwingend vorkommen. Deswegen erscheinen sie auch erst auf Ihrem Bildschirm, nachdem Sie einen Buchstaben gedrückt haben. Der Apostroph indes ist gleich da! Also, versuchen Sie's doch mal, drücken Sie ein paar Mal ""'. Und dann erheben Sie mit mir Ihr Glas: ein Hoch auf das Hoch-Komma!

Maren Lawendel studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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