Stehen. Das ist im Grunde alles, was man an dieser Ampel machen kann. Vielleicht noch sitzen oder liegen, dazu wäre auf jeden Fall genug Zeit.

Aber egal in welcher Stellung: An dieser Fußgänger- und Radfahrerampel, die an der Einmündung zur Uelzener Straße der Überquerung des - nicht gerade als Hauptverkehrsader bekannten - Munstermannskamps dient, muss der verkehrsbewusste Leuphana-Student grundsätzlich warten. Und zwar unverhältnismäßig lange.

Ich habe es gestoppt. Ab der Betätigung des Bedarfslichtsignalanlagentasters bis zur Grünphase vergehen mitunter satte 58 Sekunden. Und die können ganz schön lang werden. Etwa, wenn in dieser Zeit genau zwei Autos vorbeifahren. Oder, wie abends, keins. Das Licht des roten Männchens, das einem während dieser Zeit ununterbrochen, fast höhnisch entgegenleuchtet, könnte in dieser Zeit immerhin knapp 17,4 Millionen Kilometer weit strahlen, wäre es entsprechend hell. Dabei möchte man selbst doch nur acht Meter gehen.

Ein Student, der einmal pro Vorlesungstag mit dem Rad zur Uni fährt und jedes Mal auf dem Hin- und Rückweg vorschriftsmäßig an dieser Ampel hält, verbringt bei einer neunsemestrigen Studiendauer bis zu 21 Stunden seines Lebens nur mit dem Warten an dieser unsäglichen Ampel. Das ist fast ein ganzer Tag! Die Folge: Die meisten Studenten machen es wie ich und umfahren die Warte-Ampel. Hin und wieder sehe ich aber doch mal jemanden dort stehen. Zum Beispiel Lehramtserstsemester oder Omas mit Rollator. Aber die haben ein ganz anderes Problem. Die Ampel bleibt nämlich nur sechs Sekunden grün.

Martin Jäschke studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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