Dass es soweit einmal kommen würde, hätte ich nie gedacht: Ich war doch tatsächlich zu einem übers Internet verabredeten Date. Ich weiß, dass diese Art des Beziehungseinstiegs längst opportun ist. Aber eigentlich nicht für mich. Doch leider hatte ich eine Wette verloren.

Mit einer Freundin hatte ich wild über den Inhalt eines Paragraphen diskutiert. Da wir uns beide absolut sicher waren, wollten wir einen extremen Wetteinsatz ins Spiel bringen. Und der bestand halt in einem Selbsterfahrungstrip mit suchenden Männern. (An dieser Stelle möchten wir uns für den Missbrauch der Plattformen entschuldigen.).

Bei verschiedenen kostenlosen Datingagenturen richteten wir also Profile mit dem Namen "Abenteuer" ein. Dass dieser Spitzname zu massenhaft eindeutiger Angebote führen würde, hätten wir nicht erwartet. Dabei arbeiteten wir sogar ohne Foto.

Bereits nach zwei Tagen war ein Date mit einem ganz normal und sympathisch erscheinenden jungen Mann verabredet. "Frau für nette Gespräche gesucht" hatte er angegeben. Kinobesuch in Hamburg. Für die Rettung im Notfall war meine Freundin in Begleitung heimlich unter den anderen Gästen. Meine Verabredung war zwar schnell gefunden, jedoch entsprach sein Äußeres nur sehr entfernt den verschiedensten, eingestellten Portraitfotos. Mindestens zehn Jahre älter war er auch.

Auch wenn die Situation irgendwie unangenehm war, wurde der Abend ganz nett. Zum Glück gab es ja auch noch den Film. Wirklich viel zu besprechen hatten wir nicht. Wie es zur Verabredung kam, blieb natürlich mein Geheimnis. Die Vorstellung, ich hätte jemand Bekannten treffen können, geisterte permanent in meinem Kopf herum. Nach dem Ende des Films, war meiner Begleitung klar, dass ich wirklich nur zum Unterhalten gekommen war - und ich wurde zum Abschied zur Bahn geleitet. Definitiv ein spannendes Erlebnis. Aber für mich ist die Ära Internetdating zu Ende. Und solche riskanten Wetten werde ich auch nicht mehr eingehen.

Franziska Pohlmann studierte Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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