Freiwillige Selbstkontrolle nur für Filme? Das halte ich für unzureichend. Ich brauche mehr Kontrolle und habe dafür auch eine Instanz: Meine WG.

Zu meinem Problem. Wenn ich mir eine Tafel Schokolade kaufe, passiert folgendes: Ich esse nicht nur zwei oder drei Stücke, sondern höre gar nicht mehr auf. Ständig wandert die Hand zur Tafel hin, mit dem Gedanken "Eins geht ja noch". Und dann, auf der Hälfte kommt der feste Beschluss, dass ich die andere Hälfte Schokolade für morgen aufhebe - was ich natürlich sofort wieder vergesse. Dann liegen da plötzlich nur noch zwei Stücke. Dieser klägliche Schoki-Rest ist der lebende Beweis meiner Sucht und dieser Beweis muss natürlich vernichtet werden.

Das ist mir in der Vergangenheit immer wieder passiert. Doch jetzt habe ich einen Trick: meine Mitbewohnerin. Sie schafft es, Weihnachts- und Osterschokolade noch monatelang offen in einer "bunten Schale" neben ihrem Schreibtisch zu horten. Ab und zu nimmt sie ein kleines Stück. Ich weiß nicht, wie sie das macht, aber ich weiß es für mich zu nutzen.

Ich lege meine Schokolade jetzt immer zu ihr. Ich "schenke" ihr die Schokolade. Wenn ich in Versuchung komme, etwas davon zu essen, dann nehme ich immer nur ein Stück, damit es ihr nicht auffällt. Ich möchte ja nicht als Schokoladen-Diebin gelten.

Und dann, beim gemeinsamen WG-Fernsehabend, holt die Hüterin meiner Schokolade die Tafel raus und gibt mir etwas ab.

Ich habe die Schokolade überlistet! Das nenne ich wirksame freiwillige Selbstkontrolle.

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