12.33 Uhr, der Zug rollt aus dem Lüneburger Hbf in Richtung der immer windigen Stadt Lübeck, der so genannten großen Schwester. Die beiden Waggons beginnen, sich durch die zunehmende Fahrtgeschwindigkeit hin und her zu wiegen, die Sonne scheint mir durch die etwas lichter gewordenen Bäume ins Gesicht.

"Schön gudden Tach, im Nam der Deutschen Bahn mache ich eine Kundenumfrage, ham Sie kurz Zeit!?", ertönt es dann plötzlich neben mir. Klaro, denk ich mir. Da steh ich auch schon den Fragen der Dame Rede und Antwort. Zwei DinA4 Blätter halte ich plötzlich auch in den Händen. Alles ganz einfach, die ersten Daten von mir sind notiert.

"Geben Sie mir bei den folgenden Fragen immer nur den Code!", kommt die nächste Anweisung. Okay, okay, nur den Code, ja klar, bloß den Code. Ich starre die beiden Zettel an, wende sie, schau auf die Rückseiten. Verdammt - welcher Code ist denn gemeint?

"Einfach den Code sagen, mehr nicht!", wiederholt die Dame schon sichtlich etwas genervt. "So, sie sagen jetzt nur die Nummer der Antwort und beginnen bei der ersten Frage!" Gut, Michelle, sage ich mir - so schwierig kann das ja nicht sein, also schnell die erste Frage beantworten. Verzweifelt drehe ich die Zettel wieder hin und her und suche nach der rettenden Frage 1. Weit und breit keine 1.

Ungeduldig tippt sie mit dem Stift auf Frage 8 und schaut mich tadelnd an. Erleichtert beantworte ich die Fragen wie aus der Pistole geschossen nur mit dem Code. Und dass die erste Frage betitelt mit einer dicken 8 ist, ist logisch, oder auch nicht. Das Zahlenwirrwahr von verschiedenen Codes ist schnell abgearbeitet.

Einen letzten Blick, frei nach dem Motto "und so was studiert", wird mir als Dankeschön geschenkt. Da kann ich über die Codes der Regionalbahn nur noch schmunzeln und erfreue mich wieder an die herbstlichen Sonnenstrahlen, die mein Gesicht wärmen.

Michelle Wulff studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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