Mit Beginn der Studienzeit ändert sich so einiges. In meinem Fall war das unter anderem die Wiederaufnahme einer Tätigkeit, der ich in den Jahren zuvor kaum mehr nachgegangen war: Dem Spielen.

Auslöser hierfür war nicht (nur) ein zwangläufig zunehmender Erfindungsreichtum aufgrund quälender Langeweile in BWL-Vorlesungen. Nein: Studenten treffen sich einfach gern zum ausschließlichen Zwecke des Spielens - ganz im Gegensatz zu Jugendlichen, bei denen sich diese Aktivität wohl weitestgehend auf den Fußballplatz beschränkt. Wir angehenden Akademiker hingegen veranstalten exzessive Spielabende, eigentlich viel mehr Spielzyklen, bei denen von Halma über Monopoly bis hin zu den Siedlern von Catan alles in Qualifikationsrunde, Finale und Revanche verpackt wird.

Und dann ist es irgendwann vorbei, das Studium - und mit ihm die Legitimation für gewisse Alltagsspäße. Man hat dann zwar beim Gang über die jährlich im Hörsaalgang stattfindende Modellbahnmesse sicher mal festgestellt: Ok, mit fortgeschrittenem Alter scheint das Spielen ebenfalls einer gewissen gesellschaftlichen Legitimität zu unterliegen. Aber: Die Vorstellung, sich bei seinem künftigen Chef mit den Worten "Ich muss los - fahre zu einem zweitägigen Life-Rollenspiel" ins Wochenende zu verabschieden, fällt doch schwer.

Wieso eigentlich? Im Park neulich sah ich einen Mann voller Konzentration auf einem Geländer balancieren, während ein kleines Mädchen selbiges auf der benachbarten Brücke übte. Ein herrlicher Anblick. Und hier wurde es plötzlich ganz deutlich: Spielen ist Lernen, und Spielen ist Kreativität. Und mit beidem sollte Mensch nie aufhören.

Maike Strietholt studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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