Verehrter Leser, eine Frage: Wann hast du zum letzten Mal “nichts“ getan? Mit “Nichtstun“ meine ich nun keinesfalls “nur fernsehen“ oder “endlich mal wieder lesen“.

Ich meine tatsächlich, nichts weiter zu tun, als in einem vollkommen sinnfreien Daseinsstatus zu verharren - und einfach nur dazusitzen, dazustehen, dazuliegen. Einfach zu "sein".

Puh, wirst du nun sagen, zunächst einmal kurz an diese eine Loriot-Episode zurückdenkend ("Was tust du?" - "Nichts!"), und dann antworten, dass man für so etwas jawohl kaum Zeit habe. Ist ja auch nicht so populär. Ich bin schließlich nur dann "wer", wenn ich etwas zu tun hab. Am besten "Arbeit" im handelsüblichen Sinne. Und, noch besser, möglichst viel davon. Wer sitzt denn schon im Café und schaut mit leerem Blick auf die Straße?

Gern würde ich jedem Bewohner dieser gestressten Industriewelt für mindestens eine Stunde am Tag den "Nichtstuer" verordnen. Eine Stunde der Verweigerung sämtlicher Termine, To-Do-Listen. Eine Stunde der Leere. Eine Stunde der freien Gedanken! Eine Stunde, in der sich der Körper vom ständigen Zeitdruck, von Aufgabenüberhang und Pflichtgefühl entspannen kann.

Den (leider vermutlich rar gesähten) erprobten Nichtstuern unter uns werde ich meine Absichten bei dieser Idee nicht erklären müssen. Für alle anderen: Ausprobieren! Ja, es kann weh tun. Man konfrontiert sich mit - sich selbst. Aber ihr werdet es dann schon merken: Nichtstun fördert Denken. Und das wiederum beugt der Dummheit vor. Wovon es bekanntlich reichlich gibt, in dieser Welt.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"