Der Scunthorpe-Park ist geräumt. Eine Anwohnerversammlung zur Zukunft der Frommestraße findet am Mittwoch im Glockenhaus statt.

Lüneburg. Die Zeit der Camper im Scunthorpe-Park ist abgelaufen. Am Sonntag haben die jungen Leute ihre Zelte abgebaut und Sofas weggetragen. Laut Ordnungsamt hatte die Aktion nichts mehr mit einer spontanen Versammlung zu tun, ab sofort ist in dem Park an der Frommestraße nur noch ein Pavillon erlaubt. In dem dürfen die Aktivisten Passanten von 6 bis 22 Uhr über ihr Anliegen informieren.

Zu dem Camp war es gekommen, nachdem die Polizei Ende Juni das leer stehende, besetzte Haus auf dem Grundstück Frommestraße 2 geräumt hatte. Bislang wertete die Stadtverwaltung die Aktion als spontanen Protest, ließ das Grüppchen gewähren. Wo erst ein, zwei der Zelte standen und ein Sofa, ähnelte das Gelände zum Schluss jedoch mehr und mehr einem Zeltlager mit Freiluftwohnzimmer. Vergangene Woche sprach das Ordnungsamt daher eine Verfügung aus: Bis gestern Mittag sollten die Frauen und Männer den Park räumen.

Mit dem Aufsammeln angefangen hatten Einzelne bereits am Sonntag, gestern Vormittag stand auf dem Rasen kein Zelt mehr - bis auf das große von Jens Markgraf, 36. Ein Brautpaar aus Quietschentchen auf dem Tisch unter dem Baum vorm Eingang, künstliche Blumen an den Außenseiten, ein Plastikesel und ein Mosaikspiegel - rund um das Riesenzelt hatte sich allerlei Tand angesammelt, den es jetzt auszusortieren galt.

Gegen 13 Uhr - eine Stunde später als erwartet - kam Harald Domanske mit Kollegen zur Frommestraße. "Das sieht Mut machend aus", kommentierte der stellvertretende Leiter des Bereichs Ordnung die Lage. Einen Bauschuttcontainer der Abwassergesellschaft (AGL) hatte Domanske im Schlepptau, dort konnten die jungen Leute ihren Sperrmüll hineinwerfen. Mitarbeiter der AGL räumten derweil den Zaun des Grundstücks Frommestraße 2 frei.

"Wir müssen klar trennen zwischen Versammlungsrecht und Rest", sagte Domanske. "Was objektiv Schrott ist und keinem Demonstrationszweck dient, wird verladen." Das Transparent am Bauzaun "Senkungsgebiet ist kein Bauland" zum Beispiel sei in Ordnung, in schrottreifen Fahrrädern und aufgestapeltem Holz allerdings könne er "keine Willensbildung erkennen", erklärte Domanske. "Wir wollen keine Eskalation, aber es ist nicht mehr vermittelbar, dass das hier eine Demonstration sein soll." Es habe Beschwerden von Anwohnern gegeben, daher müsse die Stadt handeln. "Die Rechtsordnung gilt es durchzuhalten."

Auch die Beteiligten bat Domanske darum, klar zu trennen zwischen Versammlungsrecht und Rest. Der Pavillon diene ab sofort dem versammlungsrechtlichen Ziel, dort dürfen die Beteiligten über ihr Anliegen informieren.

Offizieller Versammlungsleiter ist Michael Morawa, 51. "Das Ordnungsamt war sehr kooperativ", sagte er gegenüber dem Abendblatt. "Ich habe den Pavillon unbefristet angemeldet. Wir dürfen Infomaterial ausgeben, auch Kaffeeausschank ohne Elektrik ist erlaubt. Wir werden Infostände aufbauen über die voranschreitende Gentrifizierung in Lüneburg, etwa im Clamartpark, in der Katzenstraße und hier." Sein Ziel ist es, mit der Verwaltung ins Gespräch zu kommen. "Den Park zu besetzen, war niemals unser Ziel. Wir hätten viel lieber das Haus renoviert. Jetzt versuchen wir, mit der Stadt ein Alternativgelände zu finden, einen Raum zu finden."

Der Raum soll Platz bieten für nichtkommerzielle Kultur in Lüneburg, denn den, darin sind sich die ehemaligen Parkcamper bei allen Meinungsverschiedenheiten einig, gibt es nicht. "Es schreit nach einem nichtkommerziellen Kulturzentrum", sagte Antonio, 22. Gunnar, 23, verwies auf die weggefallenen Probenräume in der einstigen Standortverwaltung.

Einen Verein gründen wollen jetzt Einige aus der Szene, Initiator ist Pierre Mandel, 31. "Frommes Herz" soll der Zusammenschluss heißen. Ziel ist laut Mandel, ein Haus zu mieten oder zu kaufen. Der gelernte Koch will Verbindungen zur Stadt schaffen, "wir wollen positiv handeln und nicht aggressiv".

Anwohner und Nachbarn lädt die Stadtverwaltung für Mittwoch, 17. August, 18 Uhr ins Glockenhaus zu einer Informationsveranstaltung ein. Laut Stadtsprecher Daniel Steinmeier stellt der Bodengutachter dort seine Ergebnisse vor, außerdem gibt es Informationen zur Sanierung des Gebäudes Frommestraße 4. Wie berichtet, sieht die Bauverwaltung die Standsicherheit als gefährdet an. Die Politik wird im Bauausschuss informiert.