200 Lüneburger feiern Frommestraßenfest mit Musik und Flohmarkt

Lüneburg. "Von allen für alle" war das Motto des Frommestraßenfests am vergangenen Sonnabend. Von zehn bis 22 Uhr feierten 200 Anwohner und Gäste ihre Straße.

"Angeblich gab es in den 80er-Jahren bereits ein Frommestraßenfest. Wir lassen diese Tradition seit sechs Jahren wieder aufleben", sagt Felix Bräuning. Er hat das Fest beim Ordnungsamt der Stadt angemeldet. Musik, Flohmarkt und Mitmachangebote gab es. Mit bis zu 300 Besuchern haben die Veranstalter gerechnet. Zwei heftigen Regenfällen und vielen dunklen Wolken trotzten allerdings nur 200 Besucher. "Wir halten das Fest bewusst klein, es soll nicht kommerziell werden", sagt Bräuning.

Mit Essen und Getränken wollen die Anwohner das investierte Geld wieder einnehmen. "Angestrebt ist es mit Plus-Minus-Null aus der Veranstaltung zu gehen", sagt Gunnar Ramm. Strom und Wasser würden die Anwohner kostenlos zur Verfügung stellen.

Gunnar Ramm ist für die Musik zuständig. Die Technik dafür hätten sie sich geliehen. "Einiges konnten wir privat auftreiben, den Rest hatte der AStA", sagt er. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität sei immer eine gute Unterstützung für alternative Projekte. Die Bühne haben die Anwohner selbst gebaut. Auf ihr treten Musiker wie Die entspannten Bekannten, Kekso und Band, oder Blues Organisation auf. Rap, Blues, Akustik, Rock oder Beatboxen - jeder zeigt, was er kann. "Wir sind offen für alle Altersklassen", sagt Felix Bräuning.

Auch Saras Sechser-WG aus dem Tiefen Tal ist da. Die 27-Jährige und ihre Mitbewohner verkaufen Textilien. "Bei uns kann sich jeder ein eigenes T-Shirt gestalten oder einen fertigen Jute-Beutel oder eine Geldbörse kaufen", sagt Sara. "Fromme-Soli-Druck" nennt sich die Wohngemeinschaft. In ihren Stand haben sie einige Stunden Arbeit investiert. "Allein das Filzen der Geldbörsen dauerte schon mehrere Stunden", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Nebenan verkauft die siebenjährige Leonie Lenter ihr altes Spielzeug. "Das ist mein erster Flohmarkt. Letzte Nacht war ich ganz aufgeregt", sagt sie. Sachen verkaufen findet sie viel einfacher als gedacht. Etwas Geld hat sie auch schon eingenommen. "Davon habe ich mich als Löwe schminken lassen und mir eine Murmelbahn gekauft", sagt sie, "ich bleibe so lange hier, bis ich keine Lust mehr habe." Nach Hause in die Hindenburgstraße hat sie es nicht weit.

Zu den außergewöhnlicheren Angeboten zählt das von Melanie Manns. Die 27-Jährige hat zusammen mit ihrer WG einen Barfußpfad angelegt. "Eine Mitbewohnerin hat vom Barfußpfad in Egestorf erzählt. Für das Frommestraßenfest haben wir unseren eigenen gebaut", sagt die Studentin der Umweltwissenschaften. Drei Monate vor dem Fest stand die Idee. Freunde und Verwandte wurden zum Kirschenessen verpflichtet. Zehn Kilogramm Kirschen mussten verspeist werden, damit genug Kerne für den Pfad zusammenkamen.

Das Holzgestell außen herum haben die Männer in der WG gebaut. "Mit verbundenen Augen muss man drüber gehen und raten, in was man tritt", sagt Melanie Manns. Sand, Moos, Blätter und eben Kirschkerne gilt es mit den Füßen zu erfühlen.

Trotz der ausgelassenen Stimmung ist die Problematik rund um die Frommestraße präsent. "Wir haben halt Angst, dass es im nächsten Jahr kein Fest mehr geben wird", sagt Felix Bräuning. Denn die Frommestraße ist Senkungsgebiet. Bis vor zwei Jahren waren es zwei Zentimeter jährlich. Inzwischen gibt es Senkungen von bis zu zehn Zentimetern im Jahr.

In dieser Straße plant der Lüneburger Investor Jürgen Sallier einen umstrittenen Neubau. Ob die angrenzenden Häuser die Bauarbeiten unbeschadet überstehen könnten ist unklar. Die Anwohner befürchten außerdem, dass die Straße damit ihren Charakter verlieren könnte.

Nach dem Straßenfest ging es um 22 Uhr weiter ins nahe Café Klatsch Am Springintgut. Der Musiker Samir lies den Abend in drei verschiedenen Besetzungen ausklingen: Als Begleiter auf der Gitarre für einen Sänger, im Gitarrenduo und zum Schluss mit seinem DJ-Projekt.