Das denkmalgeschützte und mehr als 100 Jahre alte Tor muss nun saniert werden. Die Kosten trägt der Grundstückseigentümer.

Lüneburg. Das denkmalgeschützte "Tor zur Unterwelt" in der Frommestraße ist durch die Bauarbeiten auf dem Grundstück beschädigt worden. Steine sind aus dem einen der beiden mehr als 100 Jahre alten Pfeiler herausgebrochen, die gesamte Spitze ist abgefallen. Die Abrissfirma hat derweil ihre Arbeiten beendet, heute soll auch der Bagger vom Grundstück entfernt sein.

"An dem Tor war eine Kette befestig, die wiederum mit einer Platte im Boden verbunden war", sagte Bauleiter Axel Möller gegenüber der Rundschau. Die Bodenplatte habe zu der ehemaligen Auffahrt gehört, so Möller. "Sie war allerdings so stark mit Efeu bewachsen, dass wir sie nicht gesehen haben."

Die fatale Folge: Als der Bagger die Betonplatte aus dem Erdboden riss, riss er einen Teil des rechten Pfeilers mit ab. Von der Kette an dem Pfeiler habe er zwar gewusst, sagte Möller auf Nachfrage der Rundschau, doch nicht davon, dass sie mit einem Stück Beton am Boden verbunden war. "Wir haben nicht geahnt, dass dort noch eine Platte liegt."

Die Stahlkette selbst habe laut Möller keine Funktion mehr gehabt, sie habe durchgehangen. Ursprünglich war sie zum Schutz des Tores angebracht worden, um den sich in Richtung Straße neigenden Pfeiler zu halten. Kürzlich jedoch hatte die Stadt eine Stützkonstruktion aus Holzbalken am Tor angebracht.

Mit Erschütterungen durch die Abrissarbeiten hat der Schaden nichts zu tun, sagte Möller weiter. Die aufgestellten Schwingungsmesssensoren haben seinen Angaben zufolge keinen Alarm ausgelöst - bis auf einen Fehlalarm durch Menschen im Hausflur. "Der Rest ist reibungslos abgelaufen, das Unternehmen hat sehr vorsichtig gearbeitet. Normalerweise wären für einen solchen Abriss zwei Tage nötig gewesen. Hier haben wir von Dienstag, 28. Juni, bis Freitag, 8. Juli, gebraucht." Der Bagger werde noch am selben Tag vom Grundstück entfernt, sagte Möller gestern. Anschließend werde Erde aufgefüllt, um den Bereich einzufrieden, dann passiere "erst mal gar nichts".

Stadtsprecher Daniel Steinmeier sagte auf Nachfrage der Rundschau, auch die von der Stadt verfügten Gipsmarken seien heil geblieben. Die abgefallenen Teile des Torpfeilers seien eingelagert worden, "das Tor wird später saniert, das wäre ohnehin notwendig gewesen". Für die Kosten kommt der Grundstückseigentümer Jürgen Sallier auf, sagte Steinmeier auf Nachfrage. Ein Bußgeld oder ähnliches werde daher nicht verhängt.

Warum der zwischenzeitlich um das Tor aufgestellte Holzkasten wieder abmontiert worden ist, erklärte Steinmeier so: "Nah beim Tor liegt ein Messpunkt. Aber selbst wenn es eingehaust gewesen wäre, hätte es diesen Unfall wohl kaum schadlos überstanden."

Das Tor zur Unterwelt ist eine Gartenpforte, gebaut im Jahre 1898. Durch Verschiebungen im Untergrund sind die beiden Flügel mittlerweile komplett voreinander geschoben. Ursprünglich war die Pforte einmal 2,15 Meter breit, jetzt sind es keine 1,50 Meter mehr. Insgesamt ist es um rund zwei Meter abgesackt.

Das Vorgängerhaus des jetzt abgerissenen Gebäudes hatte 1933 abgerissen werden müssen, zu sehr sackte der Untergrund ab. Auch ein dreigeschossiges Wohnhaus mit der Nummer 3 musste damals abgetragen werden. Erdfälle hatten die Häuser so stark beschädigt, dass die Stadt sie 1931 räumen ließ. Das Einfamilienhaus von 1952 auf Grundstück Nummer 2 war auf einer Betonplatte gegründet worden, Bewegungsfugen sollten die Senkungen ausgleichen. Die klafften bereits vor zehn Jahren um zehn Zentimeter auseinander.

Die Standsicherheit des Hauses Nummer 4 wird derzeit geprüft. Wie berichtet, senkt sich die Erde im Bereich des Grundstücks Nummer 2 bis zur Hauswand von Nummer 4 um zehn Zentimeter pro Jahr. Zuletzt hatten junge Leute es besetzt und in Zelten auf dem Grundstück übernachtet. Jetzt haben sie ihr Camp in den Scunthorpe-Park gegenüber verlegt.

Sie sehen das als Demonstration gegen Immobilienspekulationen, wie Mitglieder der Bürgerinitiative Fromme-/Bastionstraße in einer öffentlichen Erklärung sowie bei einer Mahnwache vor dem privaten Anwesen des Grundstücks- und Gebäudeeigentümers von Frommestraße 4 und Bastionstraße 3, Jürgen Sallier, kürzlich in Adendorf deutlich gemacht haben: Sie forderten "Fairness und Recht für die Mieter", weil sie Kündigungen fürchten ohne das Angebot, nach einer möglichen Sanierung wieder zurück in Nummer 4 ziehen zu können.