Die Adventszeit gehört gerade für die Kinder zu den liebsten Jahreszeiten, weil es so viele schöne Bräuche gibt. Woher kommen eigentlich der Nikolaus, der Tannenbaum, das Wort “Advent“? Rüdiger Sachau, evangelisch, und Barbara Moorweßel, katholisch, geben einen Crashkurs für Menschen in Erklärungsnot.

Woher kommt das Wort ADVENT?

Vom lateinischen "adventus" = Ankunft. Gemeint ist das Kommen Christi. Der Advent steht für eine Zeit froher Erwartung.

Warum gibt es VIER Adventssonntage?

Die Vorform des Weihnachts-Festes hieß Epiphanie (griechisch): Fest der Erscheinung oder Erleuchtung Christi. Damit war aber nicht seine Geburt gemeint, sondern seine Taufe. In der alten Kirche wurde Epiphanie am 6. Januar gefeiert, als Tag, an dem sich Jesus im Jordan taufen ließ. An diesem Tag begann für die Christen das neue Jahr. In der Ostkirche - der griechisch-, syrisch- und russisch-orthodoxen Kirche - ist dies lange so geblieben.

Auch in der römischen Kirche im Westen lebte der 6. Januar als Epiphanie oder "kleine Weihnacht" weiter (erst im 4. Jahrhundert wurden die Feiern von Geburt und Taufe Christi getrennt) und war ein beliebter Termin für Taufen, ähnlich wie Ostern. Und so, wie das Osterfest eine Vorbereitungszeit hatte, gab man auch dem Epiphaniefest eine adventliche Vorbereitungszeit von 40 Tagen - und zwar Fastentagen, um bis zur Taufe eine innere Reinigung zu erreichen. Insgesamt dauerte dieses 40-Tage-Fasten acht Wochen (denn an den Sonnabenden und Sonntagen durfte nicht gefastet werden). Es begann am Tag nach dem Martinsfest (11. November).

In Rom gab es seit Mitte des 6. Jahrhunderts unter Papst Gregor I. (590-604 n.Chr.) eine adventliche Liturgie. Aber die römische Ordnung der vier Advents-Sonntage setzte sich nur langsam durch - die Mailänder Liturgie hat heute noch sechs Adventssonntage. Vier Wochen, vier Kerzen - die Zahl erinnert an die vier Himmelsrichtungen und hat schon im Alten Testament symbolische Bedeutung: als Zahl der Welt.

Warum sind Maria, Elisabeth, Johannes der Täufer und Jesaja WICHTIGE NAMEN

im Advent?

Alle vier kündigen in der Bibel den kommenden Heiland an. Maria , seiner Mutter, sagt der Engel, dass sie ein besonderes Kind erwarten wird, das Sohn Gottes genannt werden wird. Sie geht zu einer Verwandten, Elisabeth , der Frau des Priesters Zacharias, die trotz ihres hohen Alters ebenfalls ein Kind erwartet; Elisabeth spricht bei Marias Eintritt als erster Mensch das Geheimnis der kommenden Geburt Christi aus. Johannes ist Elisabeths Sohn und nur wenige Monate älter als Jesus; in der Bibel ist er ein Prophet und der Vorbote Jesu. Weil er die Menschen zu Buße und Umkehr aufruft und sie im Jordan tauft - darunter auch Jesus selbst -, heißt er Johannes der Täufer. Der Prophet Jesaja lebte 700 Jahre vor Jesus in Jerusalem. Er ist in der Bibel der Erste, der die Geburt Jesu ankündigt. In jedem Weihnachtsgottesdienst wird seine Prophezeiung (Jesaja 7,14) vorgelesen; an sie erinnert auch das Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen".

Wer war NIKOLAUS, der am 6.12. die

Kinder beschenkt?

Nach der Legende soll der Heilige Nikolaus um 270 in Patras als Kind wohlhabender Eltern geboren worden und später Bischof geworden sein. Das ist aber nicht bewiesen. Als sicher hingegen gilt, dass es in Myra in Lykien (heutige Türkei) tatsächlich einen Bischof namens Nikolaus gab. Er wurde kultisch verehrt, und über ihn wurden viele - unbewiesene - Wunderlegenden erzählt.

Viele der Legenden zeigen ihn als Freund und Wohltäter der Kinder. Zum Beispiel soll Nikolaus die drei Töchter eines armen Witwers vor dem Elend bewahrt haben, indem er ihnen nachts Goldklumpen auf die Fensterbank legte. Darauf geht die Tradition zurück, dass am 6.12. der Nikolaus die Kinder besucht und Gaben in ihre Stiefel legt.

Einer anderen Legende zufolge wurde Myra von Piraten belagert, so dass Schiffe mit lebenswichtigem Getreide nicht in den Hafen gelangen konnten. Die Piraten verlangten sämtliches Gold und Silber der Stadt. Die Bevölkerung hungerte und lieferte Schmuck und Münzen ab, aber das war den Piraten nicht genug. Für jedes fehlende Pfund Gold forderten sie ein Kind, das sie in die Sklaverei verkaufen wollten. Da übergab der Bischof Nikolaus den Seeräubern das kostbare Altargerät aus der Kirche und rettete damit die Stadt - die Piraten zogen ab.

Und wer war KNECHT RUPPRECHT?

Knecht Rupprecht ist bekannt als Begleiter des Nikolaus, der in seinem Sack murrend dessen Geschenke heranschleppt.

Wozu braucht der Nikolaus überhaupt einen Begleiter? Dahinter steht eine alte, kaum noch bekannte Symbolik: Der "gute" Heilige Nikolaus wird von einer dunklen, unheimlichen Figur begleitet, die zwar böse Taten und böse Menschen bestraft, sich aber fest in der Gewalt des Guten befindet. Also eine Art "gezähmter" Poltergeist mit Rute, Sack oder Kiepe. Knecht Rupprecht durfte sprichwörtlich auch die Kinder "in den Sack stecken", die nach Meinung des Nikolaus ihre religiösen und häuslichen Pflichten nicht erfüllt hatten. Sack und Kiepe waren wie ein Höllenschlund, in den man kam, wenn man vor Gottes Gericht keine Gnade fand. Heute wird den Kindern damit am Nikolaus-Tag zum Glück keine Angst mehr eingejagt.

Wurde Jesus wirklich am 24. DEZEMBER geboren?

Der genaue Tag, an dem Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Evangelien geben darüber keine Auskunft, und bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. herrschte darüber Uneinigkeit.

Erstmals wurde 354 in Rom ein eigenes Weihnachtsfest gefeiert, das man nach dem römischen Kalender auf die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember festlegte.

Dieses Datum war nicht unwillkürlich gewählt. Es geht zurück auf zwei alte Lichterfeste: Im Mittelmeerraum galt der Tag als Geburtstag des Sonnengottes Mithras, den auch die Römer verehrten, und war gleichzeitig Tag der Wintersonnenwende. Der Mithras-Kult war damals der mächtigste Widerpart des Christentums. Durch das Datum vereinten sich alte Überlieferungen und neue Hoffnung: Unser "Sonnengott" ist Christus, das "Licht der Welt".

Wenn Jesu Geburt

gefeiert wird -

warum kommt dann das CHRISTKIND und kein Christ baby ?

Das Wort Baby für Säugling wurde erst im 19. Jahrhundert aus dem Englischen entlehnt. Um diese Zeit hatte sich der Begriff Christkind im Deutschen längst fest eingebürgert. Wichtiger als der Begriff ist die Botschaft: Gott kommt als Kind zu uns, verletzlich und schwach; er verzichtet auf alle Macht und wird ein Mensch. Dieser radikale Weg beginnt mit dem Krippenkind und endet im Tod am Kreuz.

Seit wann gibt es den CHRISTBAUM?

Immergrüne Bäume und Gehölze wie Stechpalme, Mistel und Tanne waren schon in vorchristlichen, heidnischen Zeiten Symbole für das unvergängliche Leben in der winterlich-abgestorbenen Natur. Der Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung in den mittelalterlichen Krippenspielen der Kirchen: Vor der Aufführung der Geburt fand das Paradiesspiel statt. Dabei wurde gezeigt, wie durch Adam und Eva die Sünde in die Welt kam. Ein immergrüner Baum mit roten Äpfeln gehörte als Paradiesbaum dazu. Mit der Zeit bekam der Baum immer mehr Schmuck: vergoldete Nüsse, Rosen aus Silber- und Goldpapier. Die in Glanzpapier eingewickelten Früchte waren Vorläufer unserer Christbaumkugeln. Am Ende der Weihnachtszeit, am 6. Januar, durfte der Baum geplündert werden.

Seit der Reformationszeit tauchte der Weihnachtsbaum auch bei Gemeinschaftsfeiern von Zünften und Bruderschaften auf. In einer elsässischen Chronik von 1605 heißt es, dass die Menschen geschmückte Tannenbäume in ihren Stuben aufstellten.

Nach 1700 wurde der geschmückte Lichterbaum zu einem Weihnachtssymbol in (reichen) protestantischen Familien - ein Gegensymbol zur Weihnachtskrippe. Seit dem 18. Jahrhundert wurde er auch in den Wohnungen der einfachen Bevölkerung und in katholischen Gegenden üblich.

Seit wann gibt es WUNSCHZETTEL?

Wunschzettel an das Christkind sind noch relativ "jung". Bis zur Reformation war Weihnachten überhaupt nicht mit dem Beschenken der Kinder verbunden - bis dahin gabs Geschenke nur vom Hl. Nikolaus am 6. Dezember. Im Biedermeier des 19. Jahrhunderts bürgerte sich in gehobenen bürgerlichen Familien der "Wunschzettel" ein.

Seit mindestens 150 Jahren schreiben Kinder den Wunschzettel auch ans Christkind oder den Weihnachtsmann. Und viele schicken ihn an eins der sechs großen Weihnachtspostämter oder an einen der "Nikolausorte": Nikolausberg, Niklashausen, Himmelreich.

Die Juden feiern in der Weihnachtszeit CHANUKKA. Um was geht es da?

Die Antwort gibt Rabbiner Kai Eckstein (Foto rechts oben), Hamburg :

Chanukka ist das Fest der Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Jahre 165 v.d.Z. Zuvor hatte Antiochus IV. als König von Syrien den griechischen Götterkult als Staatsreligion in Juda eingeführt. Der jüdische Tempel wurde entweiht, den Juden wurde ihre Religionsausübung verboten.

Dagegen regte sich eine kleine Gruppe streitbarer Männer unter der Führung von Juda Makkabi. Sie siegten über die Gegner und begannen, den Tempel wieder zu weihen. Doch sie stellten fest, dass nicht genügend Öl für den siebenarmigen Leuchter, die Menora , vorhanden war. Das Öl reichte nur für einen Tag. Um neues herzustellen, das man im Tempel verwenden konnte, hätten sie acht Tage gebraucht. Wie durch ein Wunder aber brannte der Leuchter so lange, bis genügend neues Öl vorhanden war. In Erinnerung daran werden heute an den acht Chanukka-Tagen acht Lichter gezündet, an jedem Abend eins mehr: ein Symbol dafür, dass die Erleuchtung des Menschen zunehmen soll. Es ist ein frohes Fest, mit Spielen und Geschenken für die Kinder. Chanukka ist kein biblisches Fest; die Geschichte um den Sieg der Makkabäer ist auf Griechisch überliefert - für einige Rabbiner ein Hinweis darauf, dass es nur im Dialog mit anderen Erleuchtung geben kann. Im jüdischen Kalender beginnt Chanukka am 25. Kislew, das entspricht in diesem Jahr dem Abend des 29. Novembers.

Woher kommt der ADVENTSKRANZ?

Als Schöpfer des Adventskranzes, wie wir ihn heute kennen, gilt der norddeutsche Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881). Als Vorsteher betreute er im 1833 gegründeten Rauhen Haus sozial gefährdete und schwer erziehbare Kinder aus Hamburger Elendsvierteln.

Damit den Kindern die Vorfreude auf Weihnachten zu einem besonderen Erlebnis werden sollte, ließ Wichern 1839 im Betsaal zum ersten Mal einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen aufhängen - 19 kleine rote für die Werktage bis zum Heiligen Abend, vier dicke weiße für die Sonntage. Tag für Tag wurde ein weiteres Licht angezündet, "so dass zuletzt alle 23 wie ein Strahlenkranz das Lob des Herrn umleuchteten", schrieb Wichern in sein Tagebuch.

Der erste Adventskranz des Rauhen Hauses war noch ein schlichter runder Holzleuchter, groß wie ein Wagenrad. Seit 1860 wurde er mit frischen grünen Tannenzweigen verziert. Zu Weihnachten löste ihn ein reich geschmückter Christbaum ab.

Wann und wie sich der Rauhhäusler Adventskranz in Deutschland verbreitet hat, ist schwer zu ermitteln. Populär wurden die Kränze erst nach dem Ersten Weltkrieg, allerdings in kleinerem Format und mit vier Kerzen, für jede Adventwoche eine. Im Rauhen Haus wird aber heute noch im Advent die große Variante mit 23 Kerzen aufgehängt.