Erziehung: Zwei Mütter sagen, was ihnen wichtig ist

Wenn morgens um 7.15 Uhr alle das Haus verlassen haben, trinke ich erst mal in Ruhe meinen Tee - diese Zeit gehört mir. Bei sechs Kindern zwischen neun und 19 sind nur die Vormittage relativ ruhig, da kann ich mir die Zeit selbst einteilen. Meist räume ich erst mal auf und wasche die tägliche Maschine Wäsche. Zweimal in der Woche erledige ich Einkäufe, da kommt schon einiges zusammen. An der Kasse bin ich mal gefragt worden, ob ich eine Quittung für die Mehrwertsteuer brauche. Schwer vorstellbar, daß wir das alles selbst essen! Aber pro Mahlzeit brauchen wir fünf Pfund Kartoffeln oder ein Kilo Pasta; zwei Liter Milch täglich sind ebenso die Regel wie ein ganzes Brot.

Viele setzen voraus, daß unsere Kinder einfach vernachlässigt sein müssen. Als sie kleiner waren und vorwiegend blaue Pullover trugen, habe ich deshalb ihre Sachen in der Waschmaschine nachgefärbt, damit sie immer ordentlich aussahen. Zum Elternsprechtag trage ich Omas Perlenkette und ziehe mich besonders sorgfältig an. Manche Lehrer sind erstaunt, daß sie es mit einer Mutter zu tun haben, mit der man trotz der vielen Kinder vernünftig reden kann. Unsere Kinder spielen alle ein Instrument, jedes macht eine Sportart. Aber wenn doch mal etwas schiefläuft, hat sofort die Familie Schuld.

Kinder brauchen klare Grenzen, die eingehalten und kontrolliert werden müssen. Dazu gehört auch, daß sie Verantwortung tragen. Bei uns hat jedes Kind einen Job: Jan muß vor dem Haus fegen, Tim für Wasserkästen sorgen, Sven für Handtücher in den Bädern, Lars macht Gartenarbeit, und die Kleinen sorgen im Kinderschuppen für Ordnung. Das sollte einmal pro Woche klappen, sonst gibt's kein Taschengeld. Alle räumen ihre Zimmer selbst auf und ziehen die Betten ab, einmal pro Woche kommt die Putzhilfe. Auch beim Taschengeld gibt's klare Regeln: Jeder bekommt wöchentlich die halbe Anzahl an Euro wie Schuljahre, die 9. Klasse bringt also 4,50. Mit Babysitten oder Trainerstunden beim Hockey können sie sich etwas dazuverdienen. Ab dem 14. Lebensjahr haben die Kinder ein Anziehsachenbudget von 25 Euro im Monat. Das hat den Vorteil, daß sie einen Teil ihrer Kleider selbst bestimmen können. Mehr Rechte bedeuten aber auch mehr Pflichten: Jeder muß sich ab dann um seine Kleidung selbst kümmern. Im Waschkeller hat jeder seine Box, in die ich die saubere Wäsche lege. Zusammenlegen und bügeln müssen sie sie selbst. Das ist eine unheimliche Erleichterung!

Natürlich hätten wir manchmal gern mehr Geld, aber wir kommen gut zurecht und sind zufrieden. Unsere Kinder sind uns nicht "passiert", wir haben uns bewußt für sie entschieden. Und alle sind total unterschiedlich! Ich versuche ihnen zu vermitteln, daß sie von Gott erschaffen und von Gott geliebt sind, daß sie gut sind, so wie sie sind, und daß Gott sie genau so gewollt hat, wie sie sind.

Doris Ochterbeck, seit 1984 verheiratet, ist Hausfrau und arbeitet ehrenamtlich.