Reden ist ihr Beruf, doch wenn es um ihre Kinder und ihr Privatleben geht, dann wird Maria von Welser, Journalistin und Direktorin des NDR-Landesfunkhauses, überraschend einsilbig. Konsequent hat sie ihre beiden Söhne Florian (37) und Luitpold (33) aus der Öffentlichkeit herausgehalten. "Es gibt kein Bild von mir und meinen Kindern", sagt die 59jährige, die als Moderatorin ("ML - Mona Lisa", "Mit mir nicht") und Korrespondentin rund 25 Jahre auf dem Bildschirm präsent war.

Für die beiden Söhne war es oft nicht einfach, mit der Fernseh-Prominenz der Mutter umzugehen: "Sie haben sich früher zum Teil furchtbar darüber geärgert." Dann hieß es im Hause von Welser schon mal: ",Zieh einen Hut auf, setz eine Brille auf und mach den Mund nicht auf, wenn wir in der Stadt einkaufen gehen, denn sonst erkennt man dich.' Das mochten sie nicht."

Schon früh kamen die Kinder mit dem Beruf der Mutter in Kontakt. Über mehr als zehn Jahre war Maria von Welser alleinerziehend, und "immer, wenn ich niemanden hatte für die Kinder, habe ich sie mitgenommen. Sie haben sehr früh gelernt, wie Zeitungen entstehen, wie eine Setzerei aussieht oder ein Ü-Wagen." Für die Ganztagschule ihrer Kinder nahm sie damals einen Kredit auf, Markenkleidung für die Kinder war nicht drin, und jede Woche stand der kleinen Familie ein festes Budget zur Verfügung - "für uns alle drei".

Daß Muttersein nicht zwangsläufig bedeutet, den Beruf aufgeben zu müssen, hatten Maria von Welsers Eltern ihr vorgelebt. Ihre Mutter war Leiterin des Moderessorts bei der Zeitschrift Madame : "Meine Mutter hat mir gesagt und mir vermittelt, daß sie mich liebt, was schön ist zu wissen. Ansonsten war sie sehr abwesend. Natürlich habe ich sie vermißt, aber ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, daß eine Mutter etwas anderes macht als arbeiten zu gehen", sagt sie und holt gleich tief Luft: "Ich mag es nicht, wenn jemand sagt, draußen ist jemand berufstätig, und zu Hause tut man nichts. Auch der Arbeitsplatz zu Hause, also die Leitung eines ökotrophologischen Unternehmens mit Kindern, Haushalt, Kochen, Waschen, den Mann versorgen, das ist eine unglaubliche Herausforderung. Ich sage da lieber ,ein tätiges Leben führen'."

Mit Mitmenschen menschlich umzugehen, Mitgefühl zu haben, sich für Schwächere einzusetzen, das versucht die sozial engagierte Medienfrau im Beruf und im Privaten vorzuleben.

Protestantisch getauft, wuchs die gebürtige Bayerin "als einziges Heidenkind" in einer rein katholischen Klasse auf, durfte mit zum Religions- und Kommunionsunterricht und hatte den verzweifelten Wunsch, dazuzugehören: "Ich habe irgendwann mal weinend zu meinen Freundinnen gesagt, ich bin so in Not, ich möchte katholisch sein, könnt ihr mich nicht nottaufen?"

Mit dem Gymnasium kamen der evangelische Religionsunterricht, die Konfirmation und das Gefühl, "es hat nichts mit dir zu tun".

Mit 21 hat sie katholisch geheiratet, doch der Glaube spielte in der Erziehung eine untergeordnete Rolle: "Wir haben abends gebetet, aber ich habe abends auch vorgelesen, das gehörte zusammen. Ich habe versucht, den Kindern christliche Werte zu vermitteln, aber entscheiden müssen sie selber. Ich glaube, daß meine Söhne heute sozial empfindende Menschen sind, die Mitgefühl und ein starkes soziales Unrechtsbewußtsein haben."

Erst Ende der 90er Jahre, nachdem sie nicht mehr wöchentlich eine Sendung produzieren mußte, fand Maria von Welser die Ruhe, "sich auf den Weg zu machen", und trat in Mainz zum katholischen Glauben über "unter der schützenden Hand von Kardinal Lehmann", den sie sehr schätzt.

Die engagierte Christin setzt sich öffentlich für die Priesterweihe von Frauen und gegen das Zölibat ein. Und sie bringt sich ein, sowohl auf Katholikentagen als auch Evangelischen Kirchentagen hält sie jedes Mal eine Bibelstunde: "Aber ich renne nicht jeden Sonntag in die Kirche!"