Peter Krämer: Ein Reeder engagiert sich für Afrika. Er ist ein Mann der Tat. Ein Unternehmer, der sich politisch und sozial engagiert. Was motiviert ihn?

"DU bist das Licht der Welt", das ist der Taufspruch seines Sohnes. Peter Krämer und seine Frau haben ihn damals gemeinsam ausgesucht, und noch heute ist er dem Hamburger gegenwärtig. Hier, direkt neben seinem Büro, in der großen Katharinenkirche, ist Peter Krämers Sohn vor 17 Jahren getauft worden. Es war ein trüber, grauer Tag, die Kirche war düster. Der Pastor hat Christian an die Hand genommen und mit seiner Taufkerze die anderen Kerzen im Kirchenraum entzündet: Plötzlich war alles hell und warm. Das war ein eindrückliches Erlebnis, aber auch ein einmaliges.

"Die Katharinenkirche ist zwar unsere Familienkirche geblieben, aber ich gehe ehrlich gesagt nicht sehr oft hin. Ich glaube auch nicht an die Idee vom Heiligen Geist oder an die Jungfrau Maria. Was mir wichtig ist, sind die zehn Gebote und die Bergpredigt. Und ich glaube an die Kraft des Guten, besonders aber an die Kraft der guten Taten", beschreibt Krämer seine Haltung. Durch sie realisiert der Hanseat, was andere Leute wohl gelebtes Christentum nennen. Ganz konkret sind das für ihn neben politischen Appellen seine Stiftung, die "Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts", und sein aktuelles Projekt "Schulen für Afrika".

Schon in jungen Jahren wurde ihm klar, daß es wichtig ist, sich zu engagieren. Angefangen hat alles in seiner Schulzeit, als ihm sein Deutschlehrer Niels Kempe mit dem Aufsatzthema "Was ist für dich der Sinn des Lebens" ermutigt hat, ernsthaft über das Leben nachzudenken. 1967 hat Peter Krämer dann die erste Schülerdemo in Hamburg mit organisiert. Nach dem Abitur hat der junge Krämer angefangen, Soziologie und später Jura zu studieren. Doch dann kam alles anders. Gerade hatte er seine Doktorarbeit begonnen, als plötzlich der ältere Bruder mit 37 Jahren an Leberkrebs starb. Nun ließ sich nicht mehr umgehen, was er damals noch nicht geplant hatte. Peter Krämer ging in die väterliche Reederei, die sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten befand. Sie transportiert bis heute mit Tankern Öl und Gas.

Mittlerweile hat der Unternehmer alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte.

"Mir war allerdings immer bewußt, daß es reiner Zufall ist, daß mir die Privilegien des materiellen Wohlstands hier bei uns im Westen zur Verfügung stehen. Daraus entsteht eine Verpflichtung. Wäre ich in Afrika geboren oder es herrschte Krieg, wäre ich vielleicht chancenlos gewesen."

Konkret wurde Peter Krämers Engagement im Herbst 2002, als die amerikanischen Kampfflugzeuge schon morgens um 7 Uhr ganz tief über sein Hotel hinwegflogen. Er war bei einer internationalen Fachtagung mit Gas- und Ölmanagern in Katar, dem militärischen Hauptquartier der Amerikaner im Nahen Osten. Kein Zweifel, die USA planten den Krieg im Irak. 95 Prozent der Unternehmer, die mit ihm auf der Tagung waren, alles ganz konservative Leute und den USA im Prinzip sehr freundlich gesinnt, waren dagegen. "Ich wußte, hier stimmt etwas nicht. Du mußt etwas tun", sagt er heute. Mit einer befreundeten Journalistin, Luc Jochimsen, wurde die Idee zum Appell geboren: große Anzeigen in überregionalen Zeitungen mit Unterschriften von Leuten zu schalten, deren Meinung etwas gilt. "Wir wollten aufrütteln gegen den drohenden Krieg im Irak. Ich war mir meiner Sache ganz sicher - sicher, daß es richtig war, etwas zu tun."

Darin war sein Vater Vorbild, der ihm die Stärke mit auf den Weg gegeben hat, für seine Ideen zu kämpfen. Dabei waren sie sich in der politischen Richtung nie einig. Sein Vater war eher konservativ, ein Anhänger von Franz Josef Strauss. Peter Krämer selber hatte eher die Bilder im Kopf, wie Willy Brandt in Stockholm mit Bruno Kreisky und Olof Palme gegen den Vietnamkrieg demonstriert hat.

Sein Credo ist: weg von der Ich-Gesellschaft hin zur Wir-Gesellschaft. Für den Reeder sind seine humanitären Taten keine Brosamen vom Tisch der Reichen, sondern mit einer gesellschaftspolitischen Absicht verbunden. Beispielhaft ist die "Hilfe zur Selbsthilfe". "Bildung ist die stärkste Waffe zur Veränderung der Gesellschaft", zitiert Peter Krämer Nelson Mandela - und engagiert sich selbst beim Bau von Schulen in Afrika.

Es wundert Peter Krämer nicht, daß Nelson Mandela in Südafrika ein Held ist. Der Friedensnobelpreisträger hat sein ganzes Leben dem Kampf für eine bessere Gesellschaft gewidmet. Die Unbeugsamkeit, mit der er jahrzehntelang an diesem Ziel festgehalten hat und es gerade dadurch erreichen konnte, das hat für Peter Krämer fast etwas Biblisches. "Ich habe keine genaue Bibelkenntnis", sagt er, "aber daß Jesus so verehrt wird, leuchtet mir sofort ein. Vorbilder wie Jesus, Mandela oder auch Gandhi, die stärken uns. Wir können uns an ihnen orientieren und unserem Leben eine Richtung geben."