Auslese: Der erste Eindruck entscheidet. Ein Karriereberater gibt Tipps.

Weit über tausend Bewerbungen für 40 zu besetzende Stellen: Bei großen Unternehmen ist die Konkurrenz um einen der Ausbildungsplätze hart. "Im ersten Verfahren fliegen hier per Schnelldurchsicht bereits 90 Prozent der Kandidaten raus", sagt Uwe Schnierda von der Karriereberatung Püttjer & Schnierda und Mitautor des Ratgebers "Bewerbungstraining für Schulabgänger" (Campus). Wer es bis zum Schluss schaffen möchte, darf sich keine Fehler erlauben. Das gilt allerdings auch in kleinen Handwerksbetrieben. Dort wird im Zweifelsfall die Stelle sonst nicht besetzt. Die wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung:

Bewerbungsmappe Die Bewerbungsunterlagen entscheiden nicht nur darüber, ob der Kandidat weiterkommt. "Der erste Eindruck beeinflusst auch beim Vorstellungsgespräch noch das Urteil", sagt Bewerbungsberater Schnierda. In der Regel besteht die Mappe aus Anschreiben, Lebenslauf, Foto und Zeugniskopien sowie eventuell Praktikumsbescheinigungen oder Zertifikaten über besuchte Kurse. Alle Seiten sauber in einen Klemmordner sortieren - ohne Klarsichthüllen, sie sind nicht mehr zeitgemäß. Textfehler oder ramponierte Unterlagen sind K.o.-Kriterien.

Lebenslauf Damit der Personaler nicht lange nach den gewünschten Informationen suchen muss, den Lebenslauf vollständig und prägnant gestalten. Das geht am besten chronologisch, die Zeiten dabei mit Monat und Jahr auflisten. "Unbedingt Fähigkeiten und Hobbys anführen, sonst wird der Lebenslauf gerade bei Jugendlichen leicht austauschbar", sagt Schnierda. Außerdem sollten die Lieblingsfächer zum Beruf passen. Unklare Angaben, die erst durch Nachlesen der restlichen Unterlagen entschlüsselt werden können, machen misstrauisch. Außerdem den Werdegang mit Zeugnissen belegen.

Foto "Das Foto ist der erste optische Eindruck und ein wichtiger emotionaler Faktor", sagt Schnierda. Mit Bildern aus dem Automaten oder privaten Schnappschüssen spart der Bewerber an der falschen Stelle. Lieber sollte man den Fachmann aufsuchen. Wichtig: Ein freundliches Lächeln und Kleidung, die zum Beruf passt. Wer unsicher ist, kann vorher beim Fotografen nachfragen. Generell gilt: Ein schlichtes Outfit wählen. Wilde Haare, auffälliger Schmuck oder tiefe Dekolletes sind tabu. Das Foto auf der Rückseite mit dem Namen versehen und mit Fotokleber befestigen, so lässt es sich gut wieder ablösen. Auf keinen Fall mit einer Büroklammer anheften.

Bewerbungsanschreiben Das Anschreiben ist das Herzstück der Bewerbung. Es darf kein in Fließtext gegossener Lebenslauf sein. Wer bin ich? Was kann ich? Warum möchte ich den Ausbildungsplatz? Diese Fragen sollte man auf einer Seite beantworten. Falls eine Anzeige geschaltet wurde, die genannten Anforderungen im Text aufgreifen. "Der Personaler muss merken, dass sich der Bewerber Gedanken über das Unternehmen macht", erklärt Schnierda. Deshalb möglichst viele Informationen über den Lehrberuf und die Firma einholen. Hierbei kann die Homepage des Unternehmens helfen.

Test "Die Schulleistungen sind inzwischen schwer vergleichbar, deshalb machen viele Firmen einen Einstellungstest", sagt Schnierda. In der Regel werden Mathematik, Rechtschreibung, Allgemeinbildung, Konzentrationsfähigkeit und logisches Denken geprüft. "Ein neuer Trend sind außerdem Gruppentests, bei denen fünf bis sechs Azubis ein Thema erörtern", sagt Schnierda. Zurückhaltende Kandidaten sollten solche Diskussionen vorher mit Freunden üben und Ziele abstecken: Beispielsweise mindestens zwei bis drei Wortmeldungen.

Gespräch Eine Einladung zum Gespräch ist ein Erfolg, entsprechend selbstbewusst sollte man auftreten. "Was allerdings nicht heißt, dass die Vorbereitung wegfallen kann", betont Schnierda. Die Gründe, warum man sich für die Ausbildung und Firma interessiert, muss man überzeugend darstellen. Auch Hobbys oder soziales Engagement kommen oft zur Sprache. "Der Bewerber sollte selbst das Gespräch ergreifen und nicht nur antworten", rät Schnierda. Dazu einige Fragen vorbereiten und mit Freunden durchspielen.

Kleidung "Viele Firmen bemängeln die Kleidung und das Auftreten", berichtet Schnierda. Kaugummikauen im Gespräch ist tabu. Sonst gelten je nach Unternehmen und Beruf verschiedene Dresscodes: Für einen Bürojob ist ein Blazer angebracht. Im IT-Bereich oder in der Werkstatt sind die Regeln lockerer: "Gepflegte Alltagskleidung reicht hier aus", so Schnierda. Grundsätzlich gilt: Nie ausgewaschene Jeans, nie ausgefallene Kleidung, nie Piercings.