Selbstständig: Patientenbetreuung schon während der Ausbildung.

"Physiotherapeut - das ist ein Beruf, den man mit dem Herzen ausüben muss", sagt Jan Philipp Keck (31). Auf die Persönlichkeit jedes Patienten einzugehen, ihn zu motivieren und mit seinen Problemen ernst zu nehmen, erfordert Fingerspitzengefühl. "Ohne soziale Kompetenz geht gar nichts", weiß Keck, der nach der dreijährigen Ausbildung im Staatsexamen ist.

An der Grone-Schule für Physiotherapie lernte Keck Anatomie, Physiologie, Krankheitsbilder aus den Bereichen der Rheumatologie, Orthopädie und Inneren Medizin und hat erfahren, welche Therapien Physiotherapeuten bei unterschiedlichen Erkrankungen anwenden können.

Das Spektrum der Behandlungen ist weit gefächert und reicht von der älteren Patientin, die nach dem Oberschenkelhalsbruch zum Gehen ermutigt werden muss, über Babies mit motorischen Störungen bis zu jungen Menschen, die nach Amputationen die Bewegung mit Prothesen lernen müssen. "Wir überschreiten bei jedem Patienten seine körperliche Grenze", sagt Keck.

In mehreren Praktika lernen Auszubildende, Konzepte für die Patienten zu erstellen, auf jeden Krankheitsfall optimal einzugehen - und auch Erwartungen zurückzustecken. "Von einem Konzept, das man sich theoretisch ausgedacht hat, lassen sich manchmal nur zehn Prozent mit Patienten umsetzen", sagt Schülerin Silke Kadl (32).

Sowohl im Krankenhaus als auch in Reha-Einrichtungen und großen Physio-Praxen finden mehrwöchige Praktika statt. Zusätzlich ist ein Praktikum mit Kindern Teil der Ausbildung, um die besondere Arbeit mit kleinen Patienten kennen zu lernen. Dabei wird das selbstständige Arbeiten schon während der Ausbildung vorausgesetzt: Bereits im Praktikum haben die angehenden Therapeuten eigene Patienten, die sie nach Absprache mit erfahrenen Kollegen betreuen.

"Die Kombination aus Theorie, praktischem Unterricht und Praktika macht die Ausbildung spannend", so Kadl. Für sie und ihre Mitschüler steht fest: "Wir würden diesen Beruf immer wieder wählen." Obwohl die Aussichten im Moment nicht rosig sind: Durch die Gesundheitsreform schließen erste Praxen. Doch Schulleiterin Birgit Berke ist optimistisch: "Die Menschen werden immer älter, die Medizin entwickelt sich weiter - Bedarf nach Physiotherapeuten ist da."

Wer flexibel auf den Markt reagiere und gute Arbeit leiste, finde auch heutzutage einen Job. "Es gibt Möglichkeiten weit über die Praxen hinaus", zeigt Berke auf. "Im Sport- und Wellnessbereich, als Physiotherapeut für Pferde oder Hunde, in der computergestützten Bewegungstherapie."