Wie Osteopathinnen Rückenprobleme und Blockaden lösen

Der schwarze Hengst steht bewegungslos, während Anne Großler ihn am ganzen Körper abtastet. Die Tierärzte konnten die Ursache seiner Lahmheit nicht feststellen.

Anne Großler ist Physiotherapeutin und Osteopathin für Pferde und täglich in Schleswig-Holstein und Hamburg zwischen den Ställen unterwegs. "Das Auto ist mein zweites Zuhause." Ihre Aufgabe: Blockaden und Bewegungseinschränkungen im Pferdekörper aufspüren und behandeln. Dazu benötigt sie in erster Linie ihre Hände. Manchmal setzt sie auch Softlaser und Magnetfeldtherapie ein.

Anne Großler hat eine Ausbildung zur Humanphysiotherapeutin gemacht und eine Zusatzausbildung als Osteopathin für Pferde angeschlossen. Diese dauert zwei Jahre und steht nur Tierärzten und Physiotherapeuten offen. Zusätzlich hat sich die 31-Jährige noch privat sechs Monate lang weitergebildet.

"Ich habe einen sehr schönen Beruf. Man muss dafür aber auch eine gewisse Leidenschaft mitbringen und sehr flexibel sein." Sie habe keine geregelten Arbeitszeiten und häufig von morgens 8 Uhr bis abends 23 Uhr mit ihren vierbeinigen Patienten zu tun. Vielfach sind dies wertvolle Sportpferde.

Tiefe Zufriedenheit erfüllt die junge Frau, die auch privat zwei Pferde hält und von Kindesbeinen an mit Pferden zu tun hat, wenn sie ihren Patienten helfen kann und bei bereits aufgegebenen Pferden Erfolge erzielt.

Am meisten hat Anne Großler mit Rückenproblemen der Pferde und deren ungeklärten Lahmheiten zu tun. Oft wird sie gerufen, wenn Tierärzte nicht mehr weiterwissen und das Pferd austherapiert ist. Ihre Diagnose und Behandlung dauern etwa ein bis zwei Stunden und kosten 110 Euro plus Fahrtkosten.

"Ich arbeite mit den Tierärzten eng zusammen, und mittlerweile wird mein Fachgebiet auch von ihnen akzeptiert." Das Plus ist ihr Wissen um Bewegungsabläufe beim Pferd, denn sie wurde fünf Jahre lang über den Bewegungsapparat ausgebildet, ein Gebiet, das Tierärzte nur streifen.

Anneke Neubauer ist im norddeutschen Raum seit zwei Jahren als Osteopathin für Pferde tätig, arbeitet vormittags aber auch als Physiotherapeutin in einer Praxis - "denn noch kann ich allein von den Pferden nicht leben".

Die 33-Jährige untersucht zunächst das Pferd im Stand, Schritt und Trab darauf, ob eine Fehlstellung im Gelenk vorliegt. Danach befühlt sie die Muskulatur. Um den Druck zu verstärken und Reflexe zu prüfen, verwendet sie zwei kleine Holzstäbchen. Dann wird jedes Gelenk in seiner Biomechanik bewegt. "Ich schaue dem Pferd auch ins Maul und prüfe die Beweglichkeit des Kiefers."

Diese Diagnostik dauert am längsten - etwa 60 bis 90 Minuten, während sie für die Therapie häufig nur fünf bis zehn Minuten benötigt. Meistens reicht eine Behandlung aus.

"Die Osteopathie für Pferde ist mit der Chiropraktik artverwandt und noch relativ unbekannt. Der Markt ist noch nicht gesättigt", sagt Anneke Neubauer.

  • Der Begriff Osteopath ist gesetzlich nicht geschützt, die Ausbildung nicht geregelt. Deutsches Institut für Pferdeosteopathie (DIPO), Hof Thier zum Berge, 48249 Dülmen, Telefon (02594)78 22 70; Internet: www.osteopathiezentrum.de Zugelassen für die zweijährige Weiterbildung sind nur Tierärzte, Physiotherapeuten und Ärzte.