Kammern wollen in Hamburg 700 zusätz- liche Ausbildungsplätze schaffen. Die Chancen dafür stehen gut.

Das Ziel ist hoch gesteckt: "Wir möchten jedem Ausbildungswilligen eine Stelle anbieten", sagt Fin Mohaupt von der Handelskammer Hamburg. Seitdem die Ausbildungsplatzabgabe gekippt wurde, versuchen die Kammern, Lehrstellen zu akquirieren. Schließlich soll das im Ausbildungspakt vereinbarte Ziel von 700 zusätzlichen Lehrstellen in Hamburg erreicht werden. Im vergangenen Jahr wurden rund 11 914 Lehrverträge in Hamburg abgeschlossen. Die Anzahl der 700 Stellen entspricht etwa den Jugendlichen, die leer ausgingen.

Ein Viertel dieser Lehrstellen soll das Handwerk einrichten, etwas weniger als drei Viertel Industrie und Handel. Außerdem sind 500 zusätzliche Praktikantenplätze geplant für schlechter qualifizierte Kandidaten. Von der Handelskammer wurden rund 3000 Firmen kontaktiert. Bisher zeigten sich 320 Betriebe interessiert. Bis Ende Juli stieg die Zahl der Ausbildungsverträge um 2,6 Prozent: ein Plus von 157 Verträgen. "Wir planen Nachvermittlungsaktionen, um weitere Stellen zu besetzen", so Mohaupt. Er ist optimistisch, den Ausbildungspakt zu erfüllen: Laut Agentur für Arbeit Hamburg gab es Ende Juli 1221 offene Lehrstellen.

Der demographische Wandel wird laut Experten bald einen Mangel an Fachkräften auslösen. So prognostiziert die Kultusministerkonferenz einen Rückgang bei Schulabgänger ab dem Jahr 2007, bis 2020 sollen es 20 Prozent weniger sein. In einigen Branchen klafft schon jetzt eine Lücke. "Gute Fachkräfte im Bereich Pflege sind rar, wir werden selbst aktiv", sagt Rainer Praus von D.I.E. Ambulante Pflege Schmidt. Der Pflegedienst bietet erstmals eine Lehrstelle für eine Kauffrau im Gesundheitswesen an. Im nächsten Jahr sollen zwei Azubis zum Altenpfleger eingestellt werden.

Auch die Musikproduktionsfirma Media Music begibt sich auf neues Terrain. Im Gespräch mit der Handelskammer wurde klar: Einen Ausbildungsplatz einzurichten, ist leichter als gedacht - auch weil vergangenes Jahr die Ausbilderprüfung außer Kraft gesetzt wurde.

Im Handwerk bewegt sich ebenfalls einiges. "Seit Februar haben wir hunderte von Betrieben kontaktiert", so Peter Haas, Pressesprecher der Handwerkskammer. Auch hier lag der Schwerpunkt bei Firmen, die bisher keine Lehrstellen anboten. Bis Ende Juli erhöhte sich daraufhin die Zahl der Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr um 10,4 Prozent: Ein Zuwachs von 142 Stellen.

Zwei Azubi mehr stellt etwa der Anlagenbauer Kliewe ein. Der Betrieb mit 120 Mitarbeitern bildet seit langem aus. "Man kann ein Unternehmen nicht zwingen, mehr Lehrstellen anzubieten", sagt Mitinhaber Günter Kliewe. Schließlich müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.

Chancen für schlechter qualifizierte Jugendliche bieten auch die neuen Ausbildungsberufe mit zweijähriger Lehrzeit: Maschinen- und Anlagenführer, Fahrradmonteur, Kraftfahrzeugservicemechaniker. "Diese Lehrberufe sind überschaubarer, weniger anspruchsvoll angelegt, bieten aber eine ausbaufähige Basis", sagt Haas.