In einem offenen Brief an Merkel fordern elf Vorstände verbindliche Schritte gegen Klimakiller.

Hamburg. In ungewöhnlich scharfer Form haben deutsche Wirtschaftschefs wie Michael Otto die Klimapolitik des amerikanischen Präsidenten George W. Bush kritisiert. "Die US-Regierung zählt derzeit zu den Bremsern beim internationalen Klimaschutz", sagte der Hamburger Versandhauschef im Gespräch mit dem Abendblatt. Er habe die Befürchtung, dass beim G-8-Gipfel in Heiligendamm daher keine konkreten Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase festgeschrieben würden.

Otto präsentierte gestern in Berlin einen offenen Brief von elf Vorständen deutscher Großkonzerne an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Darin bekennen sich die Manager zum Kampf gegen den Klimawandel und zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad. Sie fordern, dass sich alle Industrienationen, aber auch große Schwellenländer verbindliche Ziele zur Reduktion der Treibhausgase setzen.

Zu den Unterzeichnern zählen der Versicherungskonzern Allianz ebenso wie die Deutsche BP, die Deutsche Bahn, die Deutsche Telekom, der Solaranlagenbauer Conergy und die Energiekonzerne EnBW und Vattenfall Europe.

"Wir brauchen nicht immer neue Gesprächsrunden und Zielvereinbarungen, sondern wir müssen endlich anfangen zu handeln", mahnte Otto. Er kritisierte damit den Vorstoß des US-Präsidenten, Ende dieses Jahres eine eigene Klimakonferenz der 15 größten Emittenten von Kohlendioxid ins Leben zu rufen, die frühestens Ende 2008 zu Ergebnissen kommen könnte. "Bei diesem Vorschlag von Bush geht es offenbar vor allem darum, Zeit zu gewinnen", sagte Otto. Auch den Ansatz, an der Uno vorbei zu Vereinbarungen zu kommen, halte er nicht für sinnvoll.

Hoffnung für einen Wandel der amerikanischen Klimaschutzpolitik geht für den Konzernchef nicht mehr von der aktuellen Regierung, sondern vor allem von großen Unternehmen, Kommunen und Bundesstaaten aus. Hier gebe es viele positive Signale, so Otto.

Aus Sicht des Hamburger Unternehmers würde ein globaler Klimawandel nicht nur die deutsche Gesellschaft, sondern auch die Wirtschaft empfindlich treffen. "Wir leben nicht auf einer Insel der Seligen", sagte er. Sollte die Erderwärmung zur Dürre oder Überschwemmung ganzer Regionen führen, sei mit Flüchtlingsströmen zu rechnen, die auch große Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft hätten.

Otto selbst hat seinem Versandhandelskonzern bereits ein umfangreiches Programm zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 verordnet. Bis 2020 sollen die Emissionen um 50 Prozent sinken. Die Maßnahmen dazu reichen von einer Verkürzung der weltweiten Transportwege durch eine intelligentere Logistik, bis hin zur Schulung der eigenen Lastwagenfahrer, denen eine besonders spritsparende Fahrweise vermittelt wird.