Bundespräsident befreit Geldinstitut vom Bankgeheimnis. BW-Bank macht andere Angaben als Wulff zu dessen Unterschrift unter Kreditvertrag.

Stuttgart/Osnabrück. Die BW-Bank hat am Freitag erstmals Einzelheiten zum umstrittenen Privatkredit an Bundespräsident Christian Wulff veröffentlicht. Danach hat das deutsche Staatsoberhaupt seinen neuen Kreditvertrag erst kurz vor Weihnachten unterzeichnet.

Das klang bei Wulffs schriftlicher Erklärung am 15. Dezember noch anders. "Inzwischen habe ich das Geldmarktdarlehen in ein langfristiges Bankdarlehen festgeschrieben", hieß es. Da hatte Wulff den Vertrag aber noch nicht unterzeichnet. Dieser sei am 12. Dezember 2011 von der Bank unterschrieben an Wulff geschickt worden, teilte das baden-württembergische Geldinstitut mit. Wulff habe den Vertrag am 21. Dezember unterschrieben, sechs Tage später - am 27. Dezember - sei er bei der Bank eingegangen.

Wulffs Anwalt Gernot Lehr sagte, der Zinssatz für das jüngste Darlehen sei aber bereits am 25. November - also bevor die Konditionen des ersten BW-Kredits öffentlich wurden - zwischen Wulff und der BW-Bank "fixiert" worden. Ein Banksprecher bestätigte das. Der neue Vertrag gilt vom 16. Januar 2012 an. Obwohl die Eheleute Wulff das Institut "ausdrücklich vom Bankgeheimnis befreiten", sagte der Sprecher nichts über Zinsen und Konditionen. Es bestehe ein "üblicher" Tilgungsplan. Die Darlehensgewährung sei voll besichert. Bei der Vergabe der Darlehen seien Aufsichtsrat und Vorstand der BW-Bank nicht eingebunden gewesen.

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Die Bank bestätigte, dass der Unternehmer Egon Geerkens den Kontakt hergestellt hatte. Demnach hatte sich Wulff im Herbst 2009 telefonisch bei der Bank auf Empfehlung seines Freundes gemeldet. Am 21. März 2010 sei der erste Darlehensvertrag abgeschlossen worden. Mit dem günstigen Kredit der BW-Bank löste Wulff ein Privatdarlehen der Unternehmer-Gattin Edith Geerkens aus seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident in Höhe von 500.000 Euro für den Kauf eines Hauses ab. Die Zinsen für diesen Privatkredit sollen nur zwischen 0,9 und 2,1 Prozent gelegen haben und somit deutlich niedriger als bei der Immobilienfinanzierung für normale Kunden.

Bundestagspräsident kritisiert Verhalten der Medien

Unterdessen hat Bundestagspräsident Norbert Lammert die Rolle der Medien in den Auseinandersetzungen um den Wulff-Kredit kritisiert. Nicht nur der Bundespräsident müsse sich fragen, ob er mit den privaten Vorgängen und den damit verbundenen Vorwürfen angemessen umgegangen sei. "Auch die Medien haben Anlass zu selbstkritischer Betrachtung ihrer offensichtlich nicht nur an Aufklärung interessierten Berichterstattung“, sagte Lammert der "Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Sonnabend).

Nach seinen Worten hat die Art und Dauer der Auseinandersetzung nicht nur den Amtsinhaber persönlich enorm strapaziert, sondern auch das Amt und seine Autorität berührt. "Das hat Christian Wulff öffentlich eingeräumt“, sagte Lammert. Eine Bonitäts-Prüfung nach amerikanischem Vorbild, bevor Politiker ein hohes Amt antreten, nannte der CDU-Politiker "gut gemeint, aber wenig hilfreich“.

Mit Material von dapd