Obama und Netanjahu wollen sich eigentlich auf eine gemeinsame Linie im Iran-Atomkonflikt einigen. Zusammengefunden haben sie aber noch nicht.

Jerusalem/Washington. Israel hat der amerikanischen Darstellung widersprochen, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe sich nicht um ein Treffen mit Präsident Barack Obama in Washington bemüht. "Wir haben um eine Begegnung am Rande der UN-Vollversammlung in New York gebeten und auch angeboten, dass der Ministerpräsident dafür nach Washington kommen könnte“, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Jerusalem am Mittwoch.

Das Weiße Haus hatte jedoch in der Nacht mitgeteilt: "Es hat nie eine Bitte um ein Treffen von Regierungschef Netanjahu mit Präsident Obama in Washington gegeben und ein solches Treffen ist auch niemals abgelehnt worden.“ Beide Seiten bestätigten jedoch, dass Obama und Netanjahu in der Nacht eine Stunde lang telefonierten. Dabei sei es auch um die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm und die enge amerikanisch-israelische Zusammenarbeit in dieser Frage gegangen.

Am Vortag hatte Netanjahu jedoch in ungewöhnlich scharfer Form die US-Weigerung kritisiert, dem Iran rote Linien zu ziehen. "Jene in der internationalen Gemeinschaft, die sich weigern, dem Iran rote Linien zu ziehen, haben kein moralisches Recht, Israel rotes Licht zu zeigen“, sagte er. Seine Worte wurden als Hinweis auf einen möglichen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen gesehen.

+++ Netanjahu fordert weiter Fristen im Atomstreit mit Teheran +++

Das Verhältnis zwischen Netanjahu und Obama gilt seit langem als gespannt. Netanjahu befürchtet einen zweiten Holocaust, sollte der Iran, der Israel mit Vernichtung droht, Atomwaffen erlangen. Nur wenn sich Israel sicher sein könne, dass Amerika den Iran auch später noch militärisch stoppen werde, könne es von einem baldigen Angriff absehen, spekulierten israelische Medien. Der Iran bestreitet, Atomwaffen zu entwickeln.

Seehofer setzt Israel-Besuch fort

Derweil hat der bayerische Regierungschef Horst Seehofer (CSU) seinen Besuch in Israel in seiner Funktion als Bundesratspräsident am Mittwoch fortgesetzt. Er besuchte zunächst die Altstadt von Jerusalem. Das ursprünglich für den Vormittag vorgesehene Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wurde auf den Nachmittag (15.15 Uhr) verschoben.

Die Nahost-Reise dauert bis Donnerstagabend. Geplant ist auch ein Meinungsaustausch Seehofers mit dem palästinensischen Premierminister Salam Fayyad.

Mit Material von dpa und dapd