Beim Blockfreien-Gipfel in Teheran lobt Mohammed Mursi die Aufständischen in Syrien

Damaskus/Teheran. Schulterschluss mit den Rebellen in Syrien: Der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat den syrischen Machthaber Baschar al-Assad der Unterdrückung beschuldigt, die "beeindruckende Tapferkeit" der Aufständischen gelobt - und damit die iranische Führung beim Gipfeltreffen der Blockfreien Staaten (NAM) in Teheran öffentlich brüskiert. Iran ist einer der wenigen Unterstützer des Assad-Regimes. Mursi verglich den Aufstand in Syrien mit der "ägyptischen Revolution" und der Auflehnung der Palästinenser gegen die israelische Besatzung und sagte, die Unterstützung der Revolution in Syrien sei "eine moralische Pflicht sowie eine politische und strategische Notwendigkeit". Die syrische Führung bezeichnete er als Unterdrückerregime, das jede Legitimität verloren habe.

Die iranische und die syrische Delegation verfolgten die Rede Mursis, die von arabischen TV-Sendern übertragen wurde, mit versteinerten Gesichtern. Lediglich aus den Reihen der tunesischen Delegation kam zustimmendes Nicken.

In Syrien selbst gingen die Kämpfe unterdessen unvermindert weiter. Die Rebellen schossen nach eigenen Angaben in der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei ein Militärflugzeug ab. Eine Videoaufnahme zeigt eine Rauchwolke und dann einen Mann, der an einem Fallschirm zu Boden sinkt. In den vergangenen Tagen hatten Regimegegner berichtet, die Aufständischen hätten einige Raketen erbeutet und sich Mörsergranaten beschaffen können.

In der syrischen Stadt Daraa sollen Regierungstruppen zehn Gefangene getötet haben. Die Allgemeine Kommission für die Syrische Revolution erklärte, den Männern seien die Augen verbunden und die Hände gefesselt worden. Dann seien sie von Wächtern erschossen worden. Landesweit zählten die Aktivisten gestern mindestens 23 Tote. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich.

Derweil mehren sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen Oppositionsgruppen, die im In- und Ausland mit Worten oder Waffen für den Sturz des Assad-Regimes kämpfen. Radikale Islamisten warfen den Muslimbrüdern vor, an einem Szenario zu arbeiten, das die Bildung einer Übergangsregierung unter Einbindung des früheren Assad-Vertrauten Manaf Tlass vorsehe.