US-Verteidigungsminister Panetta ist zum vierten Mal innerhalb eines Jahres nach Afghanistan gereist. Am Tag vor seinem Besuch wurden dort zahlreiche Menschen bei einem Anschlag getötet. Die Nato prüft Vorwürfe, wonach auch bei einem Luftangriff Zivilisten starben.

Kabul. Vor dem Hintergrund anhaltender Gewalt ist US-Verteidigungsminister Leon Panetta am Donnerstag zu einem Überraschungsbesuch in Afghanistan eingetroffen. Ein Sprecher der von der Nato geführten Schutztruppe Isaf sagte, Panetta werde mit US- und Nato-Vertretern sowie mit Repräsentanten der afghanischen Regierung zusammenkommen. Der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak lud am Donnerstag zu einer Pressekonferenz in Kabul ein.

Am Mittwoch hatten zwei Selbstmordattentäter in der südafghanischen Stadt Kandahar 23 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei einem Nato-Luftschlag in der ostafghanischen Provinz Logar waren nach Angaben des Provinzrates 18 Zivilisten getötet worden, darunter zahlreiche Kinder. Die Nato teilte mit, sie prüfe die Vorwürfe. Es ist Panettas vierter Besuch in Afghanistan seit seinem Amtsantritt als Verteidigungsminister im Juli vergangenen Jahres. Besuche von westlichen Politikern werden aus Angst vor Anschlägen in der Regel nicht angekündigt. Panetta war zuvor in Indien gewesen, wo er die Regierung um verstärktes Engagement bei der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte in Indien gebeten hatte. Neu Delhi hat keine Truppen nach Afghanistan entsandt, bildet aber afghanische Soldaten in Indien aus.

Panetta ist derzeit auf einer Asienreise. Vor Indien hatte er Singapur und Vietnam besucht. In Singapur hatte er angekündigt, dass bis 2020 etwa 60 Prozent der US-Kriegsmarine im Pazifik stationiert sein sollen. Bisher sind es 50 Prozent. Kritiker sehen die Aufstockung als Reaktion auf die wachsende Militärmacht Chinas.In China hält sich derzeit der afghanische Präsident Hamid Karsai auf. Er besucht in Peking den Gipfel der Shanghaier Kooperationsorganisation (SCO). Nach Angaben seines Büros versicherte Karsai in einer Rede, das strategische Abkommen mit den USA werde das Verhältnis seines Landes zu China nicht beeinträchtigen. Auch China und Afghanistan planen ein strategisches Abkommen. China bemüht sich in Afghanistan um den Abbau von Rohstoffen. Die Regierung in Peking beteiligt sich nicht am internationalen Militäreinsatz am Hindukusch.

(dpa)