Internationale Steuerungsgruppe berät ab heute. Rebellen rücken auf Gaddafi-Hochburgen im Westen des Landes vor

Brüssel. Die internationale Gemeinschaft verstärkt ihre Bemühungen, die Libyen-Krise in den Griff zu bekommen. Am Sonntag hatte sich die Nato geeinigt, im Laufe dieser Woche das Kommando für den gesamten Militäreinsatz in Libyen zu übernehmen. Heute nun wollen Uno, Nato, EU, die Afrikanische Union und die Arabische Liga auf Druck Großbritanniens in London beraten, um eine politische "Steuerungsgruppe" zu Libyen zu bilden.

Nach Angaben von Nato-Diplomaten wird sich die Gruppe vor allem um den Wiederaufbau Libyens und die Frage, wie es nach dem Krieg politisch weitergehen soll, kümmern. Es besteht im Westen die Hoffnung, dass sich während der Londoner Konferenz nach dem Einlenken der Türkei auch andere islamische Staaten bereit erklären, den Einsatz gegen Libyen zu unterstützen. Bisher haben nur Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate Hilfe zugesagt. Die Einbindung islamischer Staaten ist für das westliche Bündnis von herausragender Bedeutung, weil man verhindern will, dass die Angriffe gegen Gaddafi in der arabischen Welt als "Kreuzzug" des Westens gesehen werden.

Alliierte Kampfflugzeuge bombardierten auch gestern Ziele in der schwer befestigten Gaddafi-Hochburg Sirrte. Über die genauen Ziele in der zwischen Bengasi und Tripolis gelegenen Stadt konnten Augenzeugen laut Agenturberichten keine Angaben machen. Der 31-jährige Rebell Suleiman Ibrahim sagte: "Wir erwarten einen großen Kampf um Sirte, aber wir werden gewinnen, so Gott will. Das hätte nicht ohne die Nato geschehen können, sie haben uns große Unterstützung gegeben." Sirte wird als Schlüssel zur Eroberung von Tripolis gesehen. Wie lange der entscheidende Kampf um Sirte dauern wird, ist noch völlig offen. Sollten sich Gaddafis Truppen vor der Stadt in offenem Feld in Stellung bringen, so könnten sie von Nato-Kampfflugzeugen aus der Luft angegriffen werden. Sollten sich die Soldaten Gaddafis dagegen in der Stadt postieren, dürfte es für die Nato schwieriger werden, sie anzugreifen, weil zahlreiche zivile Opfer drohen.

In diesem Fall wird ein langer und verlustreicher Kampf erwartet. "Wir wissen, dass es schwer wird, Sirte einzunehmen", sagte der Rebell Moatas Tadschuri. "Aber wir sind bereit zu sterben, um die Stadt zu befreien", fügte er hinzu.

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministers Liam Fox könnten die Rebellen nach den Rückeroberungen der vergangenen Tage schon bald die Kontrolle über die Ölexporte Libyens übernehmen. Damit, so Fox, könnte sich die "politische Dynamik" des Konflikts maßgeblich ändern.