Die Welt bleibt gespalten, die meisten Staaten sind “bestürzt“.

Hamburg. Der Beginn des Irak-Krieges hat die internationale Staatengemeinschaft weiter gespalten. Spanien, die Niederlande, Japan und Australien stellten sich hinter die amerikanisch-britische Offensive. Doch die meisten Länder - darunter die drei Veto-Mächte im UNO-Sicherheitsrat Frankreich, China und Russland - reagierten gestern mit Bestürzung. Der Krieg werde "unabhängig von seiner Dauer schwer wiegende Konsequenzen für die Zukunft" haben, sagte der französische Präsident Jacques Chirac. Frankreich bedaure, dass der Krieg "ohne die Zustimmung der Vereinten Nationen" begonnen habe. Er hoffe darauf, dass "die Operationen so schnell und wenig mörderisch wie möglich" beendet würden. Der russische Präsident Wladimir Putin forderte eine Einstellung der Kampfhandlungen und nannte den Einsatzbefehl von US-Präsident George W. Bush einen "schweren politischen Fehler". Auch China forderte eine Einstellung der Angriffe. Die Militäroffensive sei eine "Verletzung internationaler Normen". Die Entscheidung zum Krieg zeige den mangelnden Respekt der "Koalition der Willigen" vor dem Widerstand der internationalen Gemeinschaft, erklärte das Außenministerium. China sei nach wie vor der Überzeugung, das die Irak-Krise friedlich gelöst werden könne. In islamischen Staaten gab es wütende Reaktionen. Der US-Militäreinsatz rechtfertige einen "anti-amerikanischen Heiligen Krieg", sagte Maulana Fazlur Rehman vom Pakistanischen Bündnis radikal-islamischer Parteien. Der Vize-Generalsekretär der Arabischen Liga, Said Kamal, äußerte die Befürchtung, nach dem Irak würden "eines Tages die anderen arabischen Staaten an der Reihe sein". Der Chef der zweitgrößten islamischen Organisation Muhammadiyah in Indonesien, Syafii Ma'arif, bezeichnete Bush als "paranoid". Der australische Premierminister John Howard sprach dagegen von einem "gerechten" und "legitimen" Krieg. Daher habe er sich für die Teilnahme daran "im nationalen Interesse Australiens" entschieden. Auch die Niederlande bekräftigten ihre politische Unterstützung für die USA. Freiheit und Sicherheit für alle seien das höchste Ziel, sagte Ministerpräsident Jan Peter Balkenende. Das polnische Außenministerium erklärte, der Angriff sei eine "Notwendigkeit" geworden, weil Bagdad sich nicht entsprechend den Forderungen des UNO-Sicherheitsrates verhalten habe. Auch Ungarn unterstützte die US-Angriffe. Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi äußerte Verständnis für das Vorgehen der USA. Japan werde den Krieg moralisch unterstützen und sich am Wiederaufbau Iraks beteiligen. Südkoreas Staatspräsident Roh Moo Hyun bezeichnete die US-Angriffe als "unumgänglich". Die Zahl der mit den USA im Krieg verbündeten Staaten ist dem US-Außenministerium zufolge auf 33 gestiegen. Zuletzt hätten Bulgarien, Portugal und Singapur offiziell ihre Unterstützung für den Irak-Krieg erklärt, ohne dass damit eine konkrete Beteiligung am Krieg verbunden sei. Weitere 15 Länder kooperierten hinter den Kulissen mit den USA. Die US-Verbündeten Pakistan und Türkei kritisierten dagegen die Angriffe. Der Vatikan bedauerte nach den Worten von Papst-Sprecher Joaquin Navarro-Valls einerseits, dass der irakische Präsident Saddam Hussein die Aufrufe von Papst Johannes Paul II. zur Abrüstung nicht beachtet habe, auf der anderen Seite aber auch, dass die Verhandlungen für eine friedliche Lösung des Konflikts abgebrochen worden seien.