Für den amerikanischen Präsidenten George W. Bush war es “ein wirklich guter Tag“.

Washington. Während der Mann hinter der Kamera dem US-Präsidenten die "Ein-Minuten-Warnung" gibt, hält George W. Bush die Rede, die er gleich aus dem Oval Office halten wird, fest in beiden Händen. Es ist 22.14 Uhr (Ortszeit/4.14 MEZ). Das Gesicht des Mannes, der verkünden wird, dass er wenige Stunden vorher den ersten Präventivkrieg in der Geschichte der USA angeordnet hat, wirkt entspannt. Bevor das grüne Licht an der Kamera leuchtet, ruft der Präsident einem Freund unter den Zuschauern noch zu: "Ich fühle mich sehr gut." Sekunden später verfinstert sich das Gesicht, und Bush verkündet der Nation mit besorgter Miene den Beginn eines Krieges, den ein großer Teil der Amerikaner ablehnt. Danach steht er auf, schüttelt die Hände einiger Helfer und zieht sich in seine Privatgemächer zurück. Die Uhr zeigt 22.20 Uhr. "Ich glaube, der Präsident ist sehr zufrieden und wird heute gut schlafen", sagt sein Freund. Wer diesen Tag im Weißen Haus verbracht hat, hat nicht das Gefühl, dass dort Geschichte geschrieben wird. Wie immer hat Bush um kurz nach 7 Uhr morgens sein Büro das erste Mal betreten und sich Berichte zur Sicherheitslage angehört. Um 8 Uhr ruft er seinen Freund Tony Blair in London an und gratuliert ihm zu seinem Abstimmungssieg in Sachen Irak. Später geht Bush zum ersten von drei Treffen mit dem Nationalen Sicherheitsrat in den "Situation Room" im Untergeschoss. Die Sitzung dauert 45 Minuten. Es folgen Vier-Augen-Gespräche mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg und Tom Ridge, dem Minister für Heimatsicherheit. Nach dem dritten Sicherheitsrats-Meeting plötzlich große Geschäftigkeit um kurz vor 16 Uhr: CIA-Direktor George Tenet lässt sich zu Bush durchstellen und teilt ihm mit, dass man vermutlich den Aufenthaltsort von Saddam Hussein und seinen wichtigsten Ministern kenne. Sie sollen sich in einem Privathaus in Bagdad aufhalten. Drei Stunden lang beraten der Präsident, Tenet, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, die Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, Außenminister Colin Powell und drei weitere Berater die Situation. Der CIA-Chef spricht von einer "vielleicht einmaligen Chance", den irakischen Diktator umzubringen. Um 18.30 gibt Bush sein Okay und unterschreibt die "launch order", den Befehl zum Angriff. Um 19.20 verlässt der US-Präsident das Oval Office mit seinem Spaniel "Spot", um kurz mit seinem Chef-Redenschreiber Michael Gerson über die Ansprache am Abend zu gehen. Als um 20 Uhr Ortszeit das 48-Stunden-Ultimatum abläuft, das Bush Saddam Hussein gesetzt hat, isst der Präsident mit seiner Frau Laura zu Abend - gegrillten Schwertfisch und gemischten Salat - und entspannt sich danach in seinem Wohnzimmer. Als sein Pressechef Ari Fleischer um 21.43 Uhr den Reportern "die ersten Angriffe" verkündet, zieht sich Bush um für seinen Fernsehauftritt. Auf dem Weg zum Oval Office ruft er einigen Mitarbeitern entspannt zu: "It s been a really great day (Es war ein wirklich guter Tag)."