Jewgenia Timoschenko war zu Gast bei deutschen Justizministern in Wiesbaden. Sie bedankte sich für die Solidarität aus Deutschland.

Berlin/Charkow. Als sich deutsche und niederländische Fans im Zentrum der ukrainischen Stadt Charkow für den Fußball-Klassiker am Abend warm sangen, war Jewgenia Timoschenko gerade zu Besuch in Wiesbaden. Die Tochter der in Charkow inhaftierten ukrainischen Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko traf sich dort mit den deutschen Justizministern.

+++ Proteste und Explosion vor EM-Start der Ukraine +++

Die Freude am Fußball und das Eintreten für Menschenrechte seien keine Gegenpole, so Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP). Der Vorsitzende der Justizministerkonferenz hatte Timoschenkos Tochter eingeladen. Vor Journalisten zeichnete sie im Anschluss an die nicht öffentliche Unterredung ein düsteres Bild von der Lage ihrer Mutter, die schwer erkrankt ist. Ausdrücklich dankte Jewgenia Timoschenko für die Unterstützung von deutscher Seite und rief zur Solidarität mit der demokratischen Opposition in ihrem Heimatland gegen Staatspräsident Viktor Janukowitsch auf.

+++ Timoschenko will in eine andere Klinik verlegt werden +++

Hahn sagte, die Haft von Julia Timoschenko stehe symbolisch für eine Vielzahl ähnlicher Fälle. Er versicherte, die Justizminister der Bundesländer wollten sich für faire Gerichtsverfahren und menschenwürdige Haftbedingungen europaweit einsetzen. Julia Timoschenko war im Oktober 2011 in einem international umstrittenen Gerichtsverfahren wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.

Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erinnerte gestern an das Schicksal der früheren ukrainischen Ministerpräsidentin. Er wünsche sich, dass bei aller Begeisterung für den Fußball das Schicksal Timoschenkos und anderer in der Ukraine im Gefängnis einsitzender Oppositioneller nicht in Vergessenheit gerate, sagte er. Einen Besuch der ukrainischen Stadien während der EM ließ Westerwelle offen. Der für Sport zuständige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will sich nach der Vorrunde dagegen alle deutschen Spiele vor Ort anschauen.

+++ Grünen-Besuch bei Timoschenko fällt aus +++

Der für gestern geplante Besuch der deutschen Grünen-Europaparlamentarier Rebecca Harms und Werner Schulz bei Timoschenko musste auf heute verschoben werden, weil ihr Flugzeug von einem Blitz getroffen worden war. Am Abend beim EM-Spiel Deutschland gegen Niederlande forderten die beiden Politiker auf Plakaten, die sie im VIP-Bereich des Stadions in die Höhe hielten, "Fairplay im Fußball und in der Politik" sowie die Freilassung politischer Gefangener in der Ukraine. "Wir wollen nicht wegschauen", sagte Schulz.