Forschungsministerin Annette Schavan verspricht: Es werden zwei Milliarden Euro für Klimaforschung eingesetzt.

Hamburg. Deutschland bereitet eine Forschungsoffensive zum Schutz des Weltklimas vor. „Die Bundesregierung ist bereit, in den nächsten sechs Jahren rund zwei Milliarden Euro in Klima- und Nachhaltigkeitsforschung zu investieren“, sagte Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) dem Hamburger Abendblatt (Weihnachtsausgabe). „Das wird ein Schwerpunkt unserer Forschungspolitik.“ Ein entsprechendes Rahmenprogramm werde sie in wenigen Wochen vorstellen.

Interview mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan

Es gehe um Projekte zur Umwandlung von Kohlendioxid und um bessere Landnutzungskonzepte. Außerdem würden neue Forschungsschiffe mit modernster Technologie eingesetzt, kündigte Schavan an. „In Deutschland arbeiten Wissenschaftler, die zu internationalen Elite gehören und wichtige Grundlagen schaffen können.“

Das Ergebnis des Weltklimagipfels von Kopenhagen nannte Schavan enttäuschend. „Es darf aber nicht zu einer resignativen Stimmung führen nach dem Motto: Wenn schon so eine große Konferenz nichts erreicht, dann stellen wir das Thema besser auch weg“, sagte sie. „Die Enttäuschung von Kopenhagen muss Kräfte freisetzen, die notwendigen Ziele zu erreichen.“ Dabei spielten Forschung und technologische Entwicklung eine große Rolle.

Schavan will an dem Vorhaben festhalten, den Kohlendioxidausstoß in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu senken. „Wir wussten, was wir taten, als wir das 40-Prozent-Ziel im Koalitionsvertrag verankert haben“, sagte die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende. „Deutschland wird auf seinem Weg weitergehen und den CO2-Ausstoß konsequent senken.“ Als Industriestaat habe Deutschland eine besondere Verantwortung.

Zugleich reagierte die Ministerin mit Unverständnis auf die Proteste von Studenten gegen Studiengebühren. „Studiengebühren sind international üblich. Sie sind auch gerecht“, sagte sie. „Niemand spricht in Deutschland darüber, dass der Handwerker, der den Meistertitel erwerben will, viel Geld ausgeben muss. Warum sollten Akademiker die Einzigen sein, die bis zum Tag des Examens nichts zahlen?“

Schavan wies auch Forderungen nach grundlegenden Veränderungen der Bologna-Reform zurück. „Die Bologna-Reform ist ein großes internationales Projekt, das für Studierende in Deutschland große Chancen bietet“, sagte sie. „Korrekturen sind beschlossen und werden umgesetzt, aber eine Generalrevision wird es nicht geben.“

Die Ministerin rief zugleich zu einer Stärkung der Lehre an deutschen Universitäten auf. „Es darf in dem System nicht nur belohnt werden, wer exzellent forscht. Hochschullehrer brauchen auch Anreize für gute Qualität in der Lehre“, forderte Schavan. „Die Lehre darf nicht gleichsam zur Bad Bank der Hochschule werden.“

Ferner sieht Schavan keine Entfremdung zwischen der Union und den christlichen Kirchen. „Die CDU hat nie ein Monopol für christliche Politik beansprucht“, sagte sie. „Zugleich wissen die Kirchen, was sie an uns haben.“ Das C im Namen bleibe „Stachel im Fleisch der Parte", fügte sie hinzu. „Es gibt uns Orientierung über den Tag hinaus.“

Zugleich stehe die CDU für weitere Modernisierung, betonte Schavan. Der Veränderungsbedarf sei heute so gravierend wie vor 100 Jahren. „Die CDU braucht Kraft für Neues, ohne dabei ihre Identität zu verlieren.“

Die Ministerin zog Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Konservatismus in Zweifel. „Christentum war immer auch eine starke Kraft für Veränderung“, sagte sie. „Große historische Aufbrüche haben zu tun mit dem Mut von solchen, die wir heute als Heilige verehren.“ Schavan regte an, „leidenschaftlich darüber zu streiten, ob christlich und konservativ wirklich so eine große Nähe haben". Sie fragte: „War Jesus ein Konservativer?“