Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Wochen verfolge ich Ihre einseitige Berichterstattung über dieses Thema, mit welcher Sie Herrn Scheuerl unterstützen. ... Sprach sich eine Handvoll Professoren gegen die Reform mit der abwegigen Begründung aus, es sei zu befürchten, das derzeit schon schlechte Niveau der Gymnasiasten würde weiter sinken, war Ihnen das doppelt so viel Platz im Blatt wert wie die Zustimmung einer Vielzahl anderer Professoren zur Reform am nächsten Tag.

Der Initiative geht es gar nicht vorrangig um das Elternwahlrecht. Sie will die Einführung der Primarschule verhindern, damit die Gymnasien nicht vermeintlich geschwächt werden. Dass Sie jetzt, nachdem dieses Täuschungsmanöver offenbar wurde, nicht willens waren, das deutlich auf den Punkt zu bringen, und stattdessen mit Wattebäuschchen nach Herrn Scheuerl werfen, ist schwach, passt aber zu Ihrer propagandistischen Berichterstattung.

Thomas Richter

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Vater von vier Kindern (Schule bzw. Kindergarten) verfolge ich die Verhandlungen zur Schulreform mit Interesse. Bei Ihrer Berichterstattung betonen Sie, der Senat hätte weitreichende Angebote gemacht, die Initiative hätte sich jedoch noch nicht bewegt. Ich kann das nicht nachvollziehen. Insgesamt kann ich also kein wirkliches inhaltliches Entgegenkommen des Senats erkennen. Umso mehr verwundert es mich, dass das Abendblatt als kritischer Begleiter der Hamburger Politik sich so unreflektiert die Meinung der Senatsvertreter zu eigen macht. Ich würde mir wünschen, dass Sie wieder eine objektiv kritische Haltung einnähmen, politisch oberflächliche Aussagen gibt es bei diesem wichtigen Zukunftsthema leider schon viel zu viele.

Sebastian Steffens

Sehr geehrter Herren,

es gibt kein Thema, das unsere Leserinnen und Leser mehr bewegt und zum Schreiben motiviert als die Schulreform. Darum haben wir schon Ende 2008 beschlossen, dieser Reformdebatte auf der Schulseite einen eigenen großen Platz zu geben. Seitdem hat die Zahl der Leserzuschriften noch zugenommen. Eines eint die Briefe der Gegner und Befürworter gleichermaßen - viel Leidenschaft, viel Streitlust und vor allem viel Kritik an uns. Einige drohten gar mit der Kündigung des Abonnements.

Das schmerzt uns. Und doch werden wir uns davon nicht verrückt machen lassen. Denn Sie als Leser müssen vom Abendblatt erwarten dürfen, dass wir uns bei einer für unsere Stadt so wichtigen Frage wie der Bildungspolitik nicht aus Rücksicht auf Befindlichkeiten Einzelner zurückziehen, sondern die Debatte so intensiv und objektiv wie möglich begleiten. Dabei mögen vor dem Hintergrund der großen Nachrichtenlage mal die Reformgegner gefühlt vorne liegen, mal die -befürworter.

Dass uns dieser schwierige Balanceakt bei allen kleineren Unwuchten insgesamt gelungen ist, zeigt, dass wir von beiden Seiten gleichermaßen Prügel beziehen. Das ist nicht immer schön, aber alternativlos. Oder sollten wir brav schweigen und uns einseitig auf eine Seite schlagen? Ich denke, das kann keiner wollen, weder Reformgegner noch -befürworter.

Herzlichst,

Ihr Matthias Iken