Liebe Redaktion,

es ist sehr traurig zu sehen, wie Ihre exzellente Zeitung täglich Mord an der deutschen Sprache begeht. Sie räumen englischen Wörtern und Phrasen den Vorzug vor guten und schönen deutschen Wörtern ein.

Die Krone war in der heutigen Ausgabe unter dem Titelbild "von Abendblatt-Lesern gemailt". Ich wohne schon seit über 50 Jahren im Ausland, habe mich aber immer bemüht die Muttersprache in ihrer schönen alten Form zu gebrauchen, wenn immer sich die Gelegenheit bietet. Als öffentliches Organ der deutschen Sprache sollten Sie vielleicht doch etwas mehr Stolz in die eigene Sprache investieren, sonst könnte das Aussterben Ihrer Sprache eher als vorauszusehen Wirklichkeit werden. Mit guten Wünschen und herzlichen Grüßen

Kurt Riedel-Jones, Australien

Lieber Herr Riedel-Jones,

manchmal drängt sich der Eindruck auf, im Ausland macht man sich mehr Sorgen um die deutsche Sprache als im Inland. Gestern habe ich mir bei einem kurzen Stadtbummel ein paar Inschriften in den Schaufenstern aufgeschrieben. Da heißt es "up to 70% on selected items", "Sweet Valentine", "New Collection", "Sale" oder gar "Stupid Creates. Smart Critiques". Sind wir Deutschen dabei, erst den Verstand und dann die Sprache zu verlieren?

Wann immer wir uns im Abendblatt dieses Themas annehmen, bekommen wir viele Zuschriften von fern der Heimat. Nicht nur Auswanderer, auch Freunde unserer Sprache schreiben uns mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Entsetzen, wie schlampig Muttersprachler mit dem Deutschen umgehen. Manchmal trifft auch uns der Zorn - mal zu Recht, wenn wir selbst alberne Anglizismen oder dämliches Denglisch verwenden, mal zu Unrecht. Bei aller Liebe zur deutschen Sprache werden wir weiterhin, wie kritisiert, von Mail sprechen und nicht von "E-Post". Denn noch wichtiger als die Einführung eines Reinheitsgebots für Sprache ist uns die Verständlichkeit. Aber dafür reicht Gott sei Dank fast immer Deutsch.

Herzlichst, Ihr Matthias Iken