Sehr geehrte Damen und Herren,
mit tiefer Bestürzung stellte ich, als ich die Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatts durchstöberte, fest, dass hier verallgemeinernd alle Studenten als faul, vergnügungssüchtig und rauschmittelabhängig beschrieben werden. Die Fotostrecke "So schön ist das Studentenleben" soll offensichtlich dazu dienen, eine Solidarisierung breiterer Bevölkerungsschichten mit den Schüler- und Studentenprotesten zu verhindern.
Einseitige Berichterstattung und mediales Aufbauen von Feindbildern dienen nur dem Zweck, die Protestbewegung zu diskreditieren und zu radikalisieren. Daran kann niemand interessiert sein ...
Hochachtungsvoll
Frank Lehmann
Sehr geehrter Herr Lehmann,
es freut mich, dass Sie so interessiert und kritisch auf unserer Internet-Seite unterwegs sind - und ich darf Sie gleich beruhigen: Die Bilder, die wir dort zu Ihrem Missfallen präsentieren, zeigen natürlich nicht das reale Leben von Studenten. Sie illustrieren vielmehr, welches Klischee in der Öffentlichkeit bei manchen Bürgern leider immer noch besteht - eine humorige Überzeichnung, nicht mehr und nicht weniger.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die angesprochene Bildergalerie war nicht unser Hauptbeitrag zur Studenten-Debatte. Im Mittelpunkt standen und stehen fundierte Berichte, die sich mit den Sorgen und Nöten der Studenten ernsthaft und differenziert auseinandersetzen. Wir berichten über Studenten und ihren Leistungsdruck, über Studenten, die sich nebenbei ihr Studium finanzieren müssen. Über ihre Zukunftsängste und Zukunftschancen. Über das Studentenleben eben, aber in allen Facetten. Also auch über jene, die nach zig Semestern immer noch nicht die Kurve ins Arbeitsleben gekriegt haben und die Schuld dafür stets bei anderen suchen: den Professoren, den überfüllten Lehrsälen, dem System. Das gehört zu einer seriösen, umfassenden Berichterstattung.
Messen Sie uns bitte auch künftig an diesem Standard. Und nicht nur an einem womöglich nicht ganz gelungenen Glossenversuch im Netz.
Herzlichst
Ihr Claus Strunz
